Fundstück: Müller Nr 15 Kindernähmaschine. Über ein Stück Alltagsgeschichte, Freude in den Kinderzimmern und die Firma Müller. Alltagserinnerungen

Vor der Tür ist der Himmel grau, Weihnachten kündigt sich bereits an und ich sitze am Schreibtisch und überlege, was ich Dir diesmal zeigen kann. Da fällt mein Blick auf eine kleine Nähmaschine, welche ich vor einigen Jahren erwerben konnte.

Also hole ich meine Kamera und mache ein paar Fotos, die leider etwas dunkel ausgefallen sind, mehr Licht gibt die Jahreszeit nicht her.

Schön ist sie, die kleine Kindernähmaschine. Schön und schwer, richtig stabil ausgeführt – nicht so ein Kunststoffteil wie heute üblich.

Ich schätze man kann mit ihr richtig nähen, Du lachst jetzt vielleicht, aber meine Kenntnisse was das Nähen angeht sind mehr als dürftig. Eher gar nicht vorhanden.

Die Abmessungen.

Überhaupt denke ich in letzter Zeit öfter wie schade es ist, dass man nicht mehr Wert auf die Gestaltung der Alltagsgegenstände legt. Früher war das scheinbar anders.

Um Dir ein besseres Bild über die Größe der Maschine machen zu können, habe ich sie vermessen. Bei knapp 17,5 cm Höhe, erreicht sie eine Länge von 20 cm und eine Tiefe von 13 cm.

Trotz ihrer handlichen Größe ist sie schwer und stabil ausgefertigt. Handlich kannst Du wörtlich nehmen, sie passt schön in die Hand.

Einen Hinweis auf den Hersteller trägt sie nicht, wohl aber eine Seriennummer und eine Modellnummer unten auf dem Gehäuse. Es ist das Modell 15.

Die Firma F.W. Müller.

Über das Dekor der Maschine, glänzt es nicht schön golden, bin ich fündig geworden und habe den Hersteller ermittelt. Es handelt sich um ein Werk der Firma F.W. Müller aus Berlin.

Diese war über achtzig Jahre in der Cuvrystraße 20-23 ansässig und fertige diese handgemachten Kindheitsträume. Möchte nicht wissen wie viele Mädchen mit strahlendem Gesicht davorgesessen haben. Angefangen hatte alles im Jahr 1888 als der „Fabrikant für Nähmaschinentheile F.W.Müller“ seine erste Kindernähmaschine patentieren ließ.

Mit diesen kleinen Maschinen konnten die künftigen Erwachsenen Fräulein bereits ihrer Mutter nacheifern.

Bis in das Jahr 1979 gab es die Firma, dann musste sie Konkurs anmelden. Der Geschmack der jungen Näherinnen hatte sich verändert und mit den billigeren Modellen aus Fernost konnte die Firma nicht mehr mithalten. Schade.

Modell 15 und der Kettenstich.

Wie bereits erwähnt handelt es sich bei meinem Fundstück um das Modell 15. Wenn es auch auf den ersten Blick erscheint, als sei diese Nähmaschine bereits um die Jahrhundertwende gefertigt, ist sie doch ein Produkt späterer Jahre.

Ich schätze sie in die 1920er Jahre.

Die Maschine funktioniert nach dem Kettenstich-Prinzip.

„Der Kettenstich dient dem Vernähen von Stoffteilen. Die Nadel sticht hierbei neben der Ausstichstelle ein und bildet so eine Schlinge. Diese wird um die neue Ausstichstelle gelegt.“

Das Konzept, welches diese Nähmaschine verwendet entspricht den Kettenstichmaschinen von Willcox & Gibbs. Diese Firma wurde bereits 1857 von James EA Gibbs und James Willcox gegründet.

Von den Kindernähmaschinen der Firma Müller gab es unzählige Varianten, verschiedene Ausstattungen. In ihrer Vielzahl nur von der Firma Casige übertroffen. Aber dies ist eine andere Geschichte, wenn es an der Zeit ist sie zu erzählen.

Ich glaube mich zu erinnern, dass es diese kleinen Maschinen auch mit einer Blechhaube gegeben hat. Bei meiner fehlt diese.

Was kostet so etwas heute?

Kommt auf den Zustand, den Händler und Dich an. Aber bis zu einhundert Euro kann ein gutes Exemplar schon kosten.

Nicht viel für diesen kleinen Schatz aus der Vergangenheit.

Ich hoffe es hat Dir ein wenig gefallen, meine Maschine kehrt jetzt zurück auf ihren Platz.

Bis zum nächsten Mal, bleib interessiert
Björn

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