Oktober im Odenwald. Keine Sonne, Wolken am Himmel, aber auch kein Regen. Bedeutet kurz gesagt – Zeit für eine kleine Wanderung.
Ziel soll die Burg Schnellerts sein oder was von dieser heute noch zu sehen ist – ich bin gespannt, Du auch?

Zunächst geht es nach Nieder-Kainsbach, dieser kleine Ort hat mit dem Weiler Stierbach zusammen nicht mehr als 750 Einwohner. Also nicht gerade eine Großstadt – gut so.

Nach der Umfahrung von verschiedenen Baustellen, hoffentlich ist die Straße nach der Wanderung noch vorhanden, ist bald ein Parkplatz am Waldrand gefunden.

Parkplatz für Ruine Schnellerts und Wildgehege.

Wobei ich noch merken werde, ein Wildgehege gibt es hier schon längere Zeit nicht mehr. Vielleicht das Gehege, aber kein Wild ;)

Wanderschuhe an, Kamera an und das Abenteuer kann starten.

Auf dem Weg.

Der Weg führt entlang am ehemaligen Wildgehege bergauf. Schöne Landschaft, etwas verwildert, aber schön. Kühe ruhen auf der Weide und begegnet tut mir keine Menschenseele.

Feucht ist die Luft heute, aber es riecht gut – also tief einatmen.

Es dauert eine ganze Weile, dann ein kleines Schild mit dem Hinweis zur Ruine Schnellerts.

Weiter führen meine Schritte den Berg hinauf in den Wald hinein.

Angekommen.

Langsam steigt der Pfad an.

Die Ruine liegt auf 350,2 Meter Höhe, nicht viel, aber es kommt ja immer auf den Startpunkt an.

Der Berg hier nennt sich passenderweise Schnellertsberg oder einfach Schnellerts, womit die Namensgebung der Ruine geklärt wäre.

Apropos Ruine, angekommen.

Nun stellst Du Dir unter der Begrifflichkeit Ruine meist ein imposantes Bauwerk mit diesem morbiden Charme vor, welcher sich hinter der Begrifflichkeit verbirgt.

Gut, also da muss ich Dich leider enttäuschen. Viel Ruine ist hier nicht zu sehen, eigentlich nur ein paar Grundmauern, sicherlich erst in den letzten Jahrzehnten neu aufgebaut.

Die Ruine.

Ich stehe im Wald, Aussicht gleich null, aber früher gab es auf den Höhenzügen des Odenwalds keine Bäume und man hatte eine gute Fernsicht. Sonst gäben solche Anlagen ja auch relativ wenig Sinn.

Über diese Burganlage gibt es keinerlei urkundlichen Nachweise, zumindest scheinen bisher keine entdeckt worden zu sein. Man kann annehmen, es handelte sich um eine typische Burg aus dem Mittelalter, wohl in der ersten Hälfte des 13. Jahrhundert erbaut.

Wer waren die Bauherren?

Man spekuliert auf die Herren von Crumbach, welche auf der Burg Rodenstein saßen – später auch als „Rodensteiner“ bekannt. Möglicherweise wollten die ihre Ländereien vor den Machtbestrebungen der Schenken von Erbach schützen.

Wie dem auch sei, es hat wohl nicht ganz geklappt, die Anlage wurde schon einhundert Jahre später wieder zerstört – geblieben ist fast nichts.

Zerstörung.

Bei Ausgrabungen wurden viele Armbrustbolzen, Blidenkugeln und Pfeilspitzen gefunden – deutet auf gewaltsame Auseinandersetzungen hin.

Blidenkugeln?

Die Blide war eine Art große Schleuder, der Begriff stammt vom griechischen palida, bedeutet etwa „schleudern“. Mit der Blide konnten große Kugeln auf die gegnerischen Mauern geschleudert werden.

So etwas kennst Du vielleicht aus den Asterix Heften oder auch von den früher häufigeren „Ritterfilmen“ im Fernsehen.

Erwähnt habe ich ja schon den Namen, Ruine Schnellerts, aber wie die Burg in den Zeiten ihrer Existenz wirklich geheißen hat ist nicht bekannt geblieben.

19. Jahrhundert.

Noch im 19. Jahrhundert müssen größere Steinmassen hier sichtbar gewesen sein, allerdings wurden zur Mitte des gleichen Jahrhunderts eine Einebnung vorgenommen um ein Fest abzuhalten – tolle Art der Denkmalpflege.

Aber früher war es ja häufig so und noch heute gehen viele Denkmäler für immer verloren, aber ich will nicht heulen schnüff

Zwischen 1891 und 1906 gab es hier einen hölzernen Aussichtsturm, wie ich gelesen habe. Damals hat man sehr viele Türme errichtet, manche (etwa der Kaiserturm) stehen noch heute.

Glücklicherweise.

Zurück zur Ruine Schnellerts.

Was ich hier vorfinde, wurde in der Zeit von 1976 ab rekonstruiert auf den Grundmauern, man ist noch immer dabei. Erahnen kann ich einen sechseckigen Grundriss – ein Polygon, wenn Du so willst.

Groß war die Burg sicherlich nicht, der Durchmesser wird nicht viel mehr als 35 Meter betragen haben. Was ausschaut wie ein Brunnen mit zu hoher Ummauer ist in Wirklichkeit wohl der aufgebaute Rest eines Bergfrieds. Der Umfang liegt zwischen 6 und 7 Meter und die Mauerstärke bei gut 2 Meter.

Ich dachte erst, es sei ein Brunnen schaut verlegen zur Seite wegen des Lochs in der Mitte, aber dabei handelt es sich um ein Verlies, wie man annimmt.

Weitere Gebäude gab es auch, logisch, nur ein Wachturm wird hier nicht gestanden haben. Vielfach wurden diese aber aus Fachwerk erbaut, gerade bei solchen kleinen Anlagen und davon ist überhaupt nichts erhalten geblieben.

Es ist nur schwer möglich sich ein Bild von dieser kleinen Burg zu machen, gelohnt hat sich der Weg hierher dennoch. Die kleine Schutzhütte in der heutigen Anlage war, wenn ich Wikipedia folgen darf, früher ein Schafstall und wurde zu diesem Zweck umfunktioniert, wäre ich nicht draufgekommen.

Die Rodensteiner Sage.

Dem Rodensteiner und dem „wilden Heer“ welches als Geister in Richtung Burgruine Rodenstein zieht, dem bin ich nicht begegnet – gut so.

Wenn Du die Rodensteiner Sage noch nicht kennst, dann empfehle ich Dir meinen Artikel zur Burgruine Rodenstein, da erzähle ich mehr dazu.

Ab geht es zurück zum Auto, vorbei an einem kleinen Feriendorf und schönen Ausblicken über den nahen Odenwald.

Ich hoffe Dir hat mein kleiner Ausflug gefallen und wenn Du Fragen oder Anregungen hast, schreib Sie mir in die Kommentare.

Es grüßt Dich freundlich
Björn :)


BeschreibungRuine
KoordinatenGoogle Maps
Eintrittkostenfrei
ParkplatzJa, kostenfrei – Wanderung erforderlich
GastronomieNein
Björn
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1 Kommentar

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  1. […] Ich habe diese alte Anlage schon einmal besucht, einen Bericht dazu findest Du in meinem Blog oder Du klickst einfach hier. […]

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