Jeden Tag verlöschen die Feuer der Erinnerung.Damit sie nicht unwiederbringlich verloren gehen halte ich sie am Leben.Heute: Die Überall-Flasche.
Die Überall-Flasche.
Ein neues Fundstück hat seinen Weg in meine Hände gefunden. Ganz ehrlich, ich habe es nie zuvor gesehen. War mir bisher völlig unbekannt.
Mit dem Titel könnte ich auch nicht viel anfangen, eine Flasche, die man überall verwenden kann? Nun, ich bin mittlerweile im Bilde. Auch ein schöner Ausspruch.
Grundsätzlich handelt es sich um eine „Wärmflasche“, wobei man damit auch kühlen kann. Dies obliegt der nutzenden Person selbst.

Der Hersteller der Überall-Flasche.
Hätte ich nur die Flasche ohne Anleitung wäre es schwierig etwas herauszufinden. Aber glücklicherweise habe ich so mehr Informationen.
Wir finden den Hersteller in Glauchau, eine Kreisstadt im Kreis Zwickau. Es handelte sich um die Firma Mitteldeutsche Metallwarenfabrik Erich Frank.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieg wurde hieraus das VEW Sächsische Aluminium- und Metallwarenfabrik oder besser die Unternehmung ging hierin auf. Um 1970 gehörte dieser Volkseigene Betrieb in das Kombinat Unimewa Aue – Kombinat Universalmetallwaren.
Über die Ursprünge und was aus den Teilen des späteren Kombinats geworden ist, habe ich keine Hinweise gefunden.
Mein Fundstück wird aus der Zeit zwischen 1930 und 1940 stammen.
Unser Fundstück ist „gelenkig, zerleg- und verstellbar“.
Wärme- und Kühlflasche zur Bereitung von kalten und warmen Packungen an allen Körperteilen!
So wird sie beschrieben vom Hersteller.
Während man eine übliche „Wärmflasche“ in der Regel für die Füße oder den Bauch nutzt, ist diese weitaus vielseitig verwendbarer.
Werfen wir einen Blick in die Beschreibung.
Man füllt die Flasche mit heißem Wasser oder Eisstückchen und legt auf die Innenseite ein Läppchen aus Rohseide oder Leinwand, das mit Wasser oder der verordneten medizinischen Flüssigkeit getränkt ist.
Das Ganze wird dann in ein wollenes Tuch voll eingeschlagen und an das zu behandelndes Körperteil gelegt oder angebunden.
Zieht man den kurzen Splint heraus, welcher beide Flaschen im Scharnier zusammenhält, so kann jede Flasche für sich verwendet und angebunden werden. Aber auch neben- bzw. aufeinandergelegt können die beiden Flaschenteile benutzt werden, um auf diese Weise eine breitere Fläche zu wärmen oder zu kühlen.
Die beiden aufeinandergelegten Flaschen werden durch den langen Splint, welcher mitgeliefert wird, zusammengehalten.
Kling einfach und ist es auch.
Auf der Beschreibung sind noch weitere Instruktionen vorhanden und auch verschiedene Rückmeldungen von Personen.
Beispielsweise:
Werter Herr! Ihre gelenkige Wärme- und Kühlflasche hat einem Gliede meiner Gemeinde bei einem Ohrenleiden gute Dienste getan. Ich bin überzeugt, daß sich dieser Apparat bewähren wird. Da ich gern einen solchen Apparat verschenken möchte, bitte ich, mir per Nachnahme noch einen solchen zuzusenden. H. R. Pfarrer
Erwähnung findet die „Halsflasche“ auch in „Der Naturarzt“.
In der Ausgabe Nr. 1 im Jahrgang 1941 der Zeitschrift „Der Naturarzt“ wird die Überall-Flasche mit der Überschrift „Über die wunderbare Heilwirkung der Halsflasche“ beschrieben.
Auch heute noch, viele Jahrzehnte später, werden ähnliche „Halsflaschen“ verkauft.
Hersteller sind meist Firmen aus Fernost und es handelt sich nicht mehr um metallene Gerätschaften, sondern um flauschige Umlege-“Flaschen“ die sich an den Nacken anpassen können.
Schaue auf diversen Plattformen im Internet, Du wirst Sie finden.
Ob unser heutiges Fundstück der erste Vertreter dieser „Spezies“ war, quasi der Ahne, kann ich nicht sagen. Aber es deutet viel darauf hin.
Jedenfalls wieder ein interessantes Fundstück, welches uns aufzeigen kann, woher die Dinge entstammen, die heute benutzt werden.
Über den Preis und wie lange dieses Produkt von der genannten Firma hergestellt wurde, konnte ich keine Informationen finden.
Wäre schön hierüber mehr zu erfahren, vielleicht gibt es ein Nachfolgeunternehmen, möglicherweise mit einem völlig anderen Namen.
Es ist schwierig solche Wege über die Zeit zu verfolgen, da viele Spuren in der Kriegs- und Nachkriegszeit verwischt wurden.
Ich hoffe es war wieder interessant für Dich und jetzt wünsche ich frohe Ostertage.
Bleib interessiert
Björn
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