Alltagserinnerungen unterwegs zu historischen Orten. Diesmal: Schloss Lichtenberg im Odenwald. Eine Reise in Wort und Bild.

Schloss Lichtenberg.

Bei meinem Besuch auf dem Bollwerk haben wir bereits einen Blick in Richtung der Anlage von Schloss Lichtenberg geworfen. Damals habe ich durchklingen lassen, dass wir auch das Schloss besuchen.

Heute ist es so weit, und ich bin die Treppen vom Bollwerk hinabgestiegen und laufe durch die ehemalige Burgsiedlung Lichtenbergs.

Falls Du meinen Artikel über das Bollwerk, einen Geschützturm aus dem Jahr 1503, verpasst hast findest Du diesen hier:

Lichtenberg erhält zweimal Stadtrechte.

Während ich meine Schritte durch den alten Ortskern lenke („merr kennt a soa wie isch dorschs Ort laaf“), thront über mir das Renaissanceschloss. Aber bereits vor diesem Schloss gab es an gleicher Stelle Vorgängerbauten, dazu später mehr.

Wegen seiner Stellung im Vorderen Odenwald erhält der kleine Ort unter damaliger Herrschaft der Grafen von Katzenelnbogen zweimal die Rechte einer „Minderstadt“ verliehen. Geschehen im Jahr 1312 und nochmalig 1360. Damit erhält Lichtenberg noch vor Darmstadt das Recht eine Stadtmauer zu errichten.

Von dieser finden wir heute noch Reste, wenn Du auch etwas suchen musst.
Leider wurde das Stadttor im 19. Jahrhundert abgetragen, heute erinnert nur noch ein Hinweisschild daran.

Bis zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts waren im Ortskern mehrere Hotelbetriebe angesiedelt. Auch hiervon sind nur noch Spuren erhalten. Wenn Du genau schaust, wirst Du diese entdecken.

Aber uns geht es um das Schloss, gelle.

Aufwärts zum Schloss.

Vorbei am alten Ziehbrunnen geht es aufwärts in Richtung Toranlage.

Tore sind heute hier keine mehr zu finden, aber ein länglicher Gang. Das Bauwerk stammt nicht in seinem heutigen Aussehen von der alten Burganlage und wurde zum Schlossbau angepasst.

Links vor dem Eingang findest Du die Grundmauern eines alten Turms, er soll einst als Gefängnis gedient haben. Der Turm selbst ist wohl zu Zeiten des Schlossbaus abgetragen worden. („isch woar net debei“).

Ich gehe durch den Torgang. Früher beliebt bei Kindern wegen dem Hall. Danach kommt die Vorburg mit dem Marstall und anderen alten Gebäuden. Diese wurden in zurückliegenden Jahren umfangreich saniert.

Gleich hinter dem Tordurchgang steht ein zweiter Torturm, möglicherweise in ganz frühen Zeiten der Eingang der Burg Lichtenberg („isch kanns net genaa soae“.

Wie jetzt, Burg?

Ja, im Mittelalter gab es an gleicher Stelle eine mittelalterliche Burg Lichtenberg.
Ob sie so genannt wurde? („merr waas es net“).

An manchen Teilen der heutigen Schlossanlage kannst Du sie noch erkennen.

Früher hat man Burgen genutzt, um seine Ländereien zu schützen, eine „Machtdemonstration“ also.
Da es hier im Odenwald viele Adlige gab, gibt es noch heute viele Burgplätze zu finden.

„…veele dodevoa hebb ich schon gezeischt…“

Lichtenberg gelangt in den Besitz der Landgrafen von Hessen.

Im Jahr 1457 heiratet Anna von Katzenelnbogen, die Erbtochter Philipps des Älteren, den Landgrafen Heinrich III. von Hessen. Nach dem Tod von eben jenem Philipp fallen damit seine Besitzungen in die Hände der Landgrafschaft und damit auch Lichtenberg und seine Burg.

Ein Relikt hiervon ist der Namensbestandteil „Graf zu Katzenelnbogen“ im hessischen Fürstenhaus.

Unter dem neuen Besitzer entwickelt sich aus der mittelalterlichen Burg, Ende des 15ten und zu Beginn des 16ten Jahrhundert, eine hessische Landesfestung. Damit wurden die umliegenden Besitzungen geschützt.

Eines der auffälligsten Merkmale hiervon ist bereits erwähntes Bollwerk.
Dieses schützte die Bergflanke und die Tore der Anlage.

„…es werdd ab und ann ach Krautbitt gnannt, merr Einheimische hewwe ewwer Bollwerk gsaat…“

Weiter geht die Erkundung von Schloss Lichtenberg.

Wir kommen vorbei an der alten Kapelle, längst für andere Zwecke genutzt. In meiner Kindheit war es eine Rumpelkammer und laufen direkt in den Schlosshof rauf.

Hoch ragt die dreiflügelige Anlage empor („…in moine Kindheit woars noch net hell gestresche…“).
Ältester Teil ist der Ostflügel, dort wo der Eingang zum Museum ist.

Der Gebäudekern stammt noch aus der Zeit der Burg, wurde für den Schlossbau angepasst.
Neuer sind der Süd- und Westflügel. Letzterer sollte länger werden, aber da war noch ein altes Fachwerkschloss im Weg.

Fachwerkbau?

Der stand dort, wo heute die Terrasse ist.
Er stürzte irgendwann ein und so sind nur noch Reste unter der Erde der Terrasse vorhanden. Sehen kann man diese nicht mehr.

Von Pest, Hotels und Museum.

In Zeiten der Pest („…de schwaze Toad…“) lebte die herrschaftliche Familie im Schloss. Gebaut wurde es als Witwensitz. Es sieht außen herrschaftlicher aus wie innen.

Lange stand es leer und zu Beginn der 1900er Jahre war es als Hotel genutzt.
In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts wurde ein Museum errichtet. Es war weithin bekannt für seine Zinnfigurendioramen und auch Bleifiguren gab es viele („…isch glaab die Bleifigurrn sinn net mej ze seije…“).

Mittlerweile wurde das Museum im Dauerbetrieb geschlossen.

„…wirrer eh sticksche Kuldur wenischer…“

Hochzeiten kann man im Schloss jetzt auch und ein Verein versucht die Kultur am Ort zu erhalten mit vielseitigen Veranstaltungen wie Konzerten.

Der Schlosspark.

Am Schlossberg rund um die Anlage liegt der Schlosspark. Aber es ist kein typischer Landschaftspark, alles ist sehr verwildert und die Wege sind teilweise schwer zu begehen.

Dennoch ist es interessant.

Du kannst einen Blick auf den ehemaligen Burggraben werfen und siehst auch die alten Mauern der Landesfestung mit ihren Wehrgängen – zumindest kannst Du sie erahnen.

Auch die Reste der Stadtmauer sind noch zu erkennen an einer Stelle und einen netten Blick hinüber zum Bollwerk hast Du auch.

Hier wird die Vielseitigkeit der Anlage am deutlichsten, wie ich finde.

Lohnt es sich …

Allemal, wenn Du Interesse an der Historie von solchen Orten hast. Dazu mit offenen Augen unterwegs und einen Blick für die Vielseitigkeit der Anlage hast.

Das Museum ist geschlossen, aber die Vor-Ort-Begleiter bieten an bestimmten Tagen oder nach Absprache Führungen zu verschiedenen Themen an.

Gastronomie gibt es im Ort keine mehr.
Aber in den Nachbarorten des Fischbachtal findest Du versteckte und gute Lokale.

Demnächst gibt es wieder ein Fundstück bei mir.
Eine weitere Burg steht auch auf dem Programm, bleib interessiert.

BeschreibungDie Henneburg
KoordinatenGoogle Maps
EintrittNein
ParkplatzJa
GastronomieJa
 KommentarInteressante Burg- und Schlossanlage mit schönem Ausblick
LinkHenneburg auf Stadtprozelten
Björn
Letzte Artikel von Björn (Alle anzeigen)
0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.