Fundstück: Das Myriorama

Auf meinem Tisch liegt ein weiteres Fundstück aus einem (fast) vergessenen Alltag: Das Myriorama. Was sich dahinter verbirgt? Finden wir es heraus.

Während wir langsam auf den Sommer hinarbeiten, wird es Zeit für ein weiteres Fundstück und ich gebe zu, vor langer Zeit habe ich dieses Fundstück auf meinem untergegangenen Blog bereits gezeigt.

Macht nichts, ich habe neue Fotos gemacht und natürlich noch einmal neu recherchiert. Ist alles ganz neu.

Jetzt aber schnell weiter zum heutigen Fundstück.

Der erste Eindruck.

Auf den ersten Blick liegt ein kleiner Karton mit einem alten Etikett vor mir.

Ich lese…

„Alphabetisches Myriorama mit 24 illuminirten Karten, womit unzählige Landschaften in grosser Mannigfaltigkeit zusammengestellt werden können.“

Als Hersteller wird angegeben…

„Leipzig, Magazin für Industrie und Literatur“.

Sonst gibt es keine weiteren Hinweise. 

Das Innenleben.

Besteht aus einer Art Schuber in welchem die Karten untergebracht sind. Dieser ist ähnlich wie der Karton gemustert, allerdings diesmal nicht in blautönen sondern vermehrt in braunen Farbvariationen gehalten.

In dem Schuber befinden sich die erwähnten 24 Karten. 

Diese bestehen ebenfalls aus Karton und sind relativ stabil. Jede Karte enthält verschiedene Landschaften.

Tja und mehr ist da nicht zu finden.

Myriorama.

Das Wort stammt aus dem griechischen Sprachschatz und bedeutet bei uns etwa „Zehntausendschau“.

Erfunden wurde das Myriorama bereits im Jahr 1802 in Paris. 

Wer hat´s erfunden? Nein, nicht die Schweizer.

Es war Jean-Pierre Brès, ein Physiker und Erzieher.  Hatte scheinbar viel Zeit sich über solche Dinge seine Gedanken zu machen. 

Von seinem Grundsatz handelt es sich um eine Landschaft, welche in 24 Teile zerlegt ist. Das Besondere daran, jede Karte kann an jede beliebige Karte angelegt werden und so ergeben sich immer wieder neue Bilder in diesem Panorama. Eine Zehntausendschau.

Die Varianten.

Die 24 Karten meines kleinen Myorama erlauben die fantastische Zahl von

620.448.401.733.239.439.360.000 möglichen Zusammenlegungen.

Ich versuche die Zahl etwas verständlicher zu machen:

620 Trilliarden 448 Trillionen 401 Billiarden 733 Billionen 239 Milliarden 439 Millionen 360 Tausend Varianten.

Eine fast unverständliche Zahl. 

Die große Zeit der Myrioramen war im Biedermeier, sie waren vor allen Dingen in England sehr beliebt als Legespiel. 

In der heutigen Zeit findet man sie eher selten, in den 1970er Jahren gab es ein paar Neuausgaben und Reprints alter Spiele. Ich würde schätzen, es handelt sich hierbei auch um einen Reprint – bin mir aber nicht zu hundert Prozent sicher.

Meine Suche nach dem Verleger „Leipzig Magazin für Industrie und Literatur“ ergab leider nichts Brauchbares. 

Dennoch gefällt mir dieses Fundstück, es zeigt, wie man sich in früheren Zeiten die Zeit vertreiben konnte – sofern man es denn mochte, die Zeit vertreiben meine ich.

Ich bin immer froh, wenn ich sie habe, die Zeit versteht sich.

Da stelle ich mir vor, wie die vornehmen Damen des Hauses am Tisch beim Tee saßen und sich eine Landschaft legten – wo ist sie hin, die Zeit.

Und jetzt? Mache ich mich auf die Suche nach Themen für meinen nächsten Artikel.

Bis dahin, bleib interessiert,

Björn

Björn
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4 Kommentare
  1. Traudi sagte:

    Lieber Björn,
    das ist mal wieder ein sehr interessanter Beitrag und ich habe wieder mal etwas gelernt. Ich kannte das nicht und das Wort Myriorama habe ich noch nie gehört. Und diese Megazahl geht über mein Vorstellungsvermögen hinaus.

    Liebe Grüße
    Traudi

    Antworten
    • Björn sagte:

      Hallo Traudi,

      vielen Dank – diese Zahl ist echt beeindruckend, ich habe auch nicht getestet ob die Zahl der Möglichkeiten stimmt ;)
      Geht auch über mein Vorstellungsvermögen raus.

      Schöne Grüße
      Björn

      Antworten
  2. Isabella sagte:

    Hallo Björn,

    ich lese ja doch öfter mal hier … aber mit der Zeit ist das so eine Sache – daher meist ohne Kommentar :) Aber dieses Fundstück finde ich mal wieder richtig klasse – und der Name fast ein kleiner Zungenbrecher. Auch für mich ist es beeindruckend, wie große die Zahl der möglichen Kombinationen ist – und ich kann mir gut vorstellen, dass so etwas früher eine tolle Beschätigung war (wenn Beschäftigung notwendig war). Wusstest Du denn vor dem Erwerb was das ist?!

    Liebe Grüße,
    Isabella mit Cara und Shadow

    Antworten
    • Björn sagte:

      Hallo Isabella,

      schön von Dir zu lesen :)
      Ja, ich komme in letzter Zeit leider auch kaum noch zum Kommentieren – früher hatte ich mehr Zeit dafür.
      Ich wusste zuvor nicht, was sich hinter dem Myriorama verbirgt – ich finde es toll zu entdecken und erst danach gehe ich auf Recherche ;)

      Schöne Grüße
      Björn :)

      Antworten

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