Heute geht es an den Schauplatz eines sagenhaften Mordes. Bewegen wir uns auf den Spuren von Hagen von Tronje und dem Helden Siegfried. Kommst Du mit?
Von dem selben brunnen da Sivrit wart erslagen
sult ir div rehten mære von mir hoern sagn
vor dem Otenwalde ein dorf lit Otenhaim
da vliuzet noch der brunne des ist zwifel dehein.
Soweit die Nibelungensage.
Nein, ich habe mich nicht vertippt, so steht es geschrieben und geht sogar noch weiter – hier einmal der Text zum Siegfriedbrunnen komplett:
Von demselben Brunnen, da Siegfried ward erschlagen
sollt ihr die rechte Kunde von mir hören sagen:
Vor dem Odenwalde ein Dorf liegt, Otenheim.
Dort fließet noch der Brunnen, daran kann kein Zweifel sein.
Da wir uns der Heerfahrt so entledigt sehn,
so will zur Jagd ich reiten von Worms über den Rhein
und will Kurzweil beim Odenwalde haben
Jagen mit den Hunden wie ich es oft getan.
So zogen sie denn wohl davon, sollten wir jetzt auch machen.
Mit dem Pferd bin ich allerdings nicht hier eingeritten und Jagen möchte ich auch nicht. Ganz gemütlich mit dem PKW, der nun auf dem zentralen Parkplatz ruht, ging es nach Grasellenbach.
Auch ein schöner Name, meinst Du nicht auch?
Vom Ortskern geht es hinauf gen Waldesrand – herrliches Wetter begleitet unseren Weg. Am Waldrand angelangt finden wir sogleich weisende Hinweisschilder.
Jetzt kann man den Weg steil hinauf nehmen, oder aber einen etwas Längeren wählen – wir entscheiden uns für die zweite Wahl, die nicht immer schlechter sein muss.
Von hier hat man einen schönen Blick über Grasellenbach.
Eine Weile am Wald entlang biegen wir aufwärts ab, die Pfeile leiten unseren Weg.
Das bekannte Nibelungenlied, welches uns hierher gebracht hat, ist grundsätzlich eine Heldensage. Die Orts- und Namensbezeichnungen darin lassen sich heute nur schwerlich deuten und so bleibt viel Raum für Spekulationen aller Art.
Im Kern geht es um den Untergang des Burgunderreiches.
Dieses Reich wurde um 413 nach Christus durch König Gundahari um Worms gegründet und durch den römischen Heerführer Flavius Aetius unter Hilfe hunnischer Hilfstruppen um 436 nach Christus zerschlagen. Bekannt sind auch die Könige Godomar und Gislahari.
Auch der Tod des Hunnenkönig Attila im Jahr 453 wird in der Sage thematisiert, wenngleich auch in geänderter Form.
Grundsätzlich geht es darin um den Helden Siegfried, der den Drachen Fafnir tötet und in seinem Blut badet – dadurch wird er quasi unverwundbar, bis auf eine kleine Stelle auf seinem Rücken. Ein Blat fiel darauf und das Drachenblut konnte nicht auf seine Haut gelangen.
Siegfried holt sich den, vom Drachen gehüteten, Hort der Nibelungen und hält um Krimhilds Hand an, der schönen Schwester des Burgundenkönig Gunther.
Bei einem Jagdausflug in den Odenwald wird er arglistig von Hagen von Tronje, dem Waffenmeister und Berater Gunthers, mit einem Speer ermordet, während Siegfried aus einem Brunnen trinken möchte.
Ist natürlich sehr stark verkürzt, aber ein schöner Stoff, der die Menschen seither beschäftigt.
Den Weg durch den urigen Wald zur Siegfriedquelle begleiten uns informierende Hinweistafeln, welche uns über die Ereignisse aufklären.
Und dann sind wir auch schon bald da – der Siegfriedbrunnen.
Es gibt, Du hast vielleicht davon gehört, ja viele Orte die eine Siegfriedquelle oder einen Siegfriedbrunnen besitzen.
Die Quelle in Grasellenbach ist davon wohl die bekannteste.
Aus einem flachen Stein fließt das Wasser heraus, darauf eine Inschrift „Siegfrieds-Brunnen“. Direkt nebenan finden wir ein Steinkreuz in gotischer Formensprache, dieses wurde 1851 hier errichtet.
Aber was ist das?
Ein kleines Rohr kommt aus der Quelle. Das kommt daher, die eigentliche Siegfriedsquelle versiegte wohl in den 1950er Jahren und seither wird der Siegfriedsbrunnen von der Wasserleitung gespeist.
Mag uns nicht weiter stören, ich alleine schon die Tatsache, wie lange das Steinkreuz hier steht, macht es für mich zu einem historischen Ort und sei es nur in Zusammenhang mit dem Fremdenverkehr.
Ob hier Hagen von Tronje den Helden Siegfried tatsächlich ermordet hat? Ich kann es Dir nicht beantworten – wird wohl niemand können.
Schon der Geheime Staatsrat Johann Friedrich Knapp aus Darmstadt vermutete an dieser Stelle den Siegfriedbrunnen. Angeblich heißt diese Quelle schon seit ewigen Zeiten so.
Für alle Brunnen gibt es Gründe dafür und dagegen.
Ein schöner Spaziergang und eine schöne Landschaft ist es allemal.
Ich hoffe, Dir hat unser kleiner Ausflug gefallen.
Und wenn ja, dann komm doch einfach beim nächsten Mal wieder mit mir mit.
Es grüßt Dich
Björn :)
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