Überall hört und liest man vom Bienensterben. Insekten werden immer weniger. Bienenwiesen werden mitten in den Städten gepflanzt. Insekten ad acta?

Bienensterben ist ein ständiges Thema, gerade in Wahlkampfzeiten begegnet es mir immer wieder. Dabei ist es nur ein Teilbereich des Gesamtkomplexes „Insektensterben“. Aber auch dies könnte man unter eine Überschrift „Artensterben“ setzen, denn darauf läuft es hinaus.

Nun ist es mit den schönen Talkrunden im TV und den vielen Wahlkampfreden ja so eine Sache. Was stimmt denn nun? Stimmt es überhaupt und merkt man es wirklich als „normaler“ Mensch?

Vorweg, ich sage zu beiden Fragen ja.

Selbst als Laie, wozu ich mich zähle, fällt eine Reduzierung der Vielfalt und auch der Mengen auf. Fängt schon nach einem abendlichen Ausflug bei Licht an, wo früher die Windschutzscheibe noch voller toter Insekten war, ist deren Zahl – zumindest augenscheinlich – deutlich zurückgegangen. Jetzt könnte man meinen, ist doch gut, dann sterben nicht so viele auf den Scheiben.

Richtig finde ich auch. Aber ich denke es hat nicht nur mit der Aerodynamik der Fahrzeuge zu tun, oder damit, dass die fliegenden Tiere besser auf den nahenden Verkehr achten. Wahrscheinlich liegt es viel mehr daran, es gibt einfach weniger Insekten.

Nach dem Regen waren die Straßenränder voll.

Wenn ich früher von der Schule nach Hause gelaufen bin und es hatte geregnet, dann waren die Straßen voller Regenwürmer oder Schnecken. Heute fällt mir das nicht mehr auf.

An jeder Ecke begegneten mir im Sommer Kartoffelkäfer und allerlei weiteres Krabbeltier, auch da ist nicht mehr viel los.

Der Bauernstand wird nun ausrufen „Gott sei Dank!“. Mag sein, aber ob es im Sinne der Schöpfung liegen kann, ungeliebte Tierarten auszurotten?

In manchen Habitaten haben die Insektenbestände in den letzten 10 Jahren um mehr als 60% abgenommen.

Neue Daten aus einer Forschungsarbeit der Technischen Universität München belegen die Rückgänge von Insekten in den letzten zehn Jahren.

In einem Artikel des Fachmagazins „Nature“ ² wird erläutert, dass dieser Artenschwund in direktem Zusammenhang mit der intensiven Landwirtschaft steht.

In den letzten 27 Jahren nahm die Gesamtmasse der Fluginsekten um 75% ab.

Das Fachmagazin „Plos One“ berichtet in einem Artikel vom 18. Oktober 2017³ von einem Rückgang von Fluginsekten von 75% in den letzten 27 Jahren. Eine erschreckende Zahl.

Allerdings bedarf es sicherlich vieler weiterer und umfassenderer Studien, um belastbare Belege zu finden. Diese dürfen natürlich auch die Ursachen für dieses Artensterben nicht außer Acht lassen.

Wenn ich mir die riesigen Traktoren mit ihren Giftspritzen anschaue, dann liegt die Vermutung nahe, dass auch die Landwirtschaft nicht gerade unschuldig am Verschwinden der Insekten ist.

Die Anzahl der Wildtiere auf den heimischen Feldern ist augenscheinlich stark rückläufig. Dafür braucht es keine Studien oder langwierige Belegsuchereien.

Während mir früher Hasen oder auch Fasane immer wieder begegneten, sind die heute höchst selten anzutreffen. Die intensive Landwirtschaft und die präzisen Erntemaschinen lassen kaum mehr Lebensraum für unsere tierischen Freunde. Von Nahrung ganz zu schweigen.

Auch die Jägerschaft trägt einen Teil bei, zwar nicht zum Insektensterben, doch zum Schwinden der Bestände an Hoch und Niederwild.

Ich fotografiere Insekten.

Wie Du bereits erkannt hast, ich fotografiere Insekten sehr gerne. Aber es ist nicht einfach eine gewisse Vielfalt anzutreffen. Gerade in Feldrandlagen ist nicht viel los. Wenn ich früher an einem Maisfeld war, gab es noch Insekten auf den Pflanzen – heute sind selbst die Felder von Elektrozäunen vor dem Wild geschützt.

Ganze Felder sind mit Folien bedeckt, um die Pflanzen vor den Tieren zu schützen. Aus Sicht der Landwirtschaft sicherlich richtig, man fürchtet um seinen Gewinn. Aber für die Tiere natürlich schlecht, denn die können nicht eine Subvention beantragen, um davon leben zu können.

Noch ein Wort zum Bienensterben.

Ich sehe immer in Orten direkt an viel befahrenen Straßen kleine Grünstreifen. Weshalb denn bitte direkt an der Straße? Kommen die Tiere mit dem Auto an?

Das ist doch für so eine Biene wie bei „Frogger“, um an den Honig zu kommen muss sie über die vielbefahrene Straße fliegen und später wieder zurück. Ohne jetzt Forschungen zu betreiben, ich schätze, die Hälfte klatscht gegen eine Autoscheibe bei diesem Versuch.

Generell geht es ja auch nicht um die Population der kultivierten Hausbienen. Davon gibt es viele, sogar in Städten. Beim Bienensterben stehen an erster Stelle die Wildbienen, für die allerdings wenig getan wird.

Vielleicht wäre es in diesem Zusammenhang sinnvoller, auch an Waldrändern Blumenwiesen oder wilde Wiesen anzulegen.

Insekten ad acta?

Ich habe mich für heute lange genug ausgelassen. In unser aller Sinn kann nur sein die Insekten nicht „ad acta“ zu legen.

Vielleicht ein bisschen weniger intensive Landwirtschaft, weniger große Maschinen und vor allen Dingen weniger Gift oder Genmanipulation und wir sind zumindest auf dem richtigen Weg.

Schöne Grüße

Björn

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Björn
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