Burg Tannenberg, Seeheim-Jugenheim im Odenwald. Ruine einer Höhenburg mit schöner Aussicht auf die Bergstrasse. Kloster Lorsch, Ganerben und Raubritter.

Die letzten Wochen waren nicht gerade von bestem Wetter geprägt und so gab es nicht gerade viele sonnige Ausflüge. Zudem plagten mich Kopfschmerzen. Aber damit muss ich mittlerweile leben.

Glücklicherweise findet sich immer eine Möglichkeit aus dem Alltag „auszubrechen“, so stand wieder ein Burgbesuch an. Diesmal die Ruine der Burg Tannenberg bei Seeheim-Jugenheim.

Ich hatte davon im Fernsehen gehört und da ich so viele Burgen im Odenwald wie möglich besuchen möchte, lag nichts näher als mich auf die kurze Reise zu machen.

„Die Burg liegt in der Nähe von Jugenheim, in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erwarb dort mein Ahnherr Johannes eine Mühle. Geboren war er noch in Altenreuth, welches damals zum Fürstbistum Bamberg gehörte.“

Start in Seeheim.

Es war gar nicht so einfach die Anfahrt zur Burg bzw. dem Parkplatz zu finden. Dafür fährt man an ein Bildungszentrum der Lufthansa, welches an den Hängen der Bergstrasse über das Land schaut. Kurz dahinter, am Waldrand, begann der Aufstieg zur Burg.

Der Weg wurde uns gewiesen durch einen Stein mit dem Hinweis „Alter Burgweg zum Tannenberg 15 Minuten“.

Weit war es also nicht, aber steil. Durch die Wiesen führte der Weg in Richtung Waldrand, es grüßten nicht nur Blumen, auch Hinterlassenschaften von zwischengeschlechtlichen Vergnügungen fanden wir am Wegrand.

Dann ging es in den Wald und fortan steil aufwärts, bis die ersten Mauerreste durch die Bäume schauten.

Burg Tannenberg.

Über eine angedeutete Zugbrücke führte der Weg zu den Resten der Ruine. Es fanden gerade Arbeiten zur Sicherung und Wiederaufbau statt.

Eine Besichtigung war dennoch möglich.

„Wir befinden uns hier auf fast 340 Meter Höhe und der Hang fällt auf der einen Seite steil ab, die Aussicht ist toll. Unter uns ist das Flachland.
 
Sehr groß scheint die Burg einst nicht gewesen zu sein. Von der Form her oval gehalten und hier auf dem Gipfel dieses Berges. In der Ferne ist die Starkenburg und die weit entfernte Veste Otzberg zu sehen.
 
An der Ostseite wurde die Anlage durch eine Schildmauer geschützt, eine Vorburg wurde scheinbar im 14. Jahrhundert errichtet.“

Bevor wir uns den aktuellen Gegebenheiten zuwenden, ein wenig Historie.

Historie der Burg Tannenberg.

Um 1210 nannte sich ein gewisser Kuno II. von Münzenberg „Cono de Tanebr.“, wahrscheinlich ein erster Hinweis auf die Existenz der damaligen Burg Tannenburg.

Eine erste urkundliche Erwähnung finden wir 1239 als „Burg Seeheim“. Mit dem Tod von Burgherr Ulrich II. von Hagen-Münzenberg im Jahr 1255 kam es zu einer Aufteilung seiner Besitzungen in der sogenannten „Münzenberger Erbschaft“. Sein Erbe wurde unter seinen sechs Schwestern aufgeteilt, da er keine männlichen Nachkommen hatte.

Für die Burg auf dem Tannenberg bedeutete dies, 5/6 gelangten in die Hand des Philipp von Falkenstein und das verbliebene ein Sechstel an Reinhard I. von Hanau.

Durch diese Erbschaft wurde sie mit ihren zunächst beiden Besitzern zu einer Ganerbenburg und es folgten über die kommenden Jahrhunderte weitere Besitzteilungen. So werden im Jahr 1382 insgesamt siebzehn Ganerben auf der Burg benannt.

Der Tannenberg wird zur Raubritterburg.

Am 29. August 1379 versammelten sich auf dem Tannenberg 19 Bundesgenossen um einen gegenseitigen Burgfrieden abzuschließen um sich gegenseitigen Schutz zu gewähren. Verwalter der Burg war Werner Kalb aus Reinheim, der auch Lehensbesitzer der Burg in Modau war und als Raubritter in die Historie eingehen sollte.

Einer der Vertragsunterzeichner war ein Johann von Cronberg. Einer dieser Familie, namentlich Hartmut der Jüngere verlegte seinen Wohnsitz auf den Tannenberg. Er kam nicht alleine, auch dreißig Knechte und Kumpanen zogen auf der Burg ein. An sich nichts Besonderes, man bedenke aber, ihm gehörte nur 1/8. 

Von da an wurde die Burg zum Sitz der Raubritter und diese nutzten sie als Rückzugsort für Plünderungen und Überfälle.

Burg Tannenberg wird zerstört.

Um den Frieden im Land wiederherzustellen, vereinigten sich etliche Verbündete am 15. März 1398. Auch die Kronberger auf dem Tannenberg gerieten von jetzt ab ins Visier. Schon ein Jahr später wurde die Burg im Sommer belagert. 

Es blieb freilich nicht nur bei der Belagerung, auch mächtige Geschütze wurden herbeigeschafft. Dennoch schafften es die „Tannenberger“ zunächst die Angriffe abzuwehren.

Dabei blieb es nicht. 

Von Frankfurt wurde mit 20 Pferden eine 3 ½ Tonnen schwere Steinbüchse an die Bergstrasse verbracht. Man nimmt an, es wurden 40 der 170 Kg schweren und 50 cm durchmessenden Kugeln auf die Mauern der Burg geschossen.

Die Vernichtungen müssen verheerend gewesen sein. Zu allem Übel explodierte auch noch der Bergfried durch eine Pulverexplosion.

Burg Tannenberg war verloren.

„Erstaunlich ist, auf Burg Tannenberg wurde die bisher größte in Deutschland gefundene Blidenkugel gefunden, deren Gewicht liegt bei mehr als 280 Kg.“

In den folgenden Jahrhunderten wurden die Reste der Anlage durch Steinraub weiter zerstört, bis kaum mehr etwas übriggeblieben war.

Burg Tannenberg in der Gegenwart.

Von der einstigen Höhenburg sind nur noch geringe Reste erhalten geblieben und das meiste hiervon wurde erst in jüngerer Zeit wiederaufgebaut. Die einstige Kernburg war von einer polygonalen Ringmauer umgeben. Eventuell gab es auch einen kleinen Torturm.

Wie üblich, gab es auch einen Bergfried, hiervon ist durch verschiedene Restaurationen wieder ein Stumpf zu sehen. Wir gingen ein Stück hinauf und hatten einen schönen Blick über das unten liegende Flachland.

Dies zeigt, wie strategisch die Anlage einst gelegen hat.

In den letzten Jahren wurden vielfältige Grabungskampagnen auf dem Burgberg durchgeführt. Hierbei wurde ein spektakulärer Fund gemacht.

Die „Tannenbergbüchse“ gilt seither als älteste deutsche Handfeuerwaffe, wahrscheinlich wurde sie vor dem Jahr 1399 hergestellt und sie ist heute im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg zu sehen.

Mir hat der Besuch auf dem Tannenberg gut gefallen, die Aussicht ist spektakulär und auch die Reste der Burganlagen sind durchaus von Interesse.

Gerade weil diese in letzter Zeit immer weiter freigelegt werden und sich hierdurch der Zustand in verschiedenen Abschnitten sehr gut erkennen lässt.

Vielleicht hat Dir mein kleiner Ausflug zur Burg Tannenberg auch ein wenig gefallen.

Es wird sicherlich nicht die letzte Burg gewesen sein.

Bis zum nächsten Mal, bleib interessiert
Björn

 


Beschreibung Ruine
Koordinaten Google Maps
Eintritt Nein
Parkplatz Ja
Gastronomie Nein
 Kommentar Steil ansteigende Wanderung

 

Björn
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1 Kommentar
  1. Traudi sagte:

    Das ist ja mal wieder eine schöne Burg, ganz nach meinem Geschmack. Diese vielen alten Steine! Und die ereignisreiche Geschichte! Danke fürs Zeigen, lieber Björn.
    Viele Grüße
    Traudi

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