Unterwegs auf der Mathildenhöhe.
Lange schon wollte ich einen Artikel über die Mathildenhöhe machen, irgendwie ist es immer gescheitert – bis heute.
Es wird bestimmt nicht das letzte Mal sein, das die Mathildenhöhe in meinem Blog zum Thema wird – aber das ist natürlich Zukunftsmusik, zurück in die Gegenwart.
Was ist eigentlich die Mathildenhöhe?
Die Mathildenhöhe ist mit ihren 180 Metern die höchste Erhebung im Innenstadtbereich von Darmstadt. Besonders wurde sie durch die ehemals hier wirkende Künstlerkolonie und deren zahlreiche Hinterlassenschaften, welche dem Jugendstil zuzurechnen sind.
Klingt vielversprechend, nicht wahr?
Es geht also nach Darmstadt, einer Stadt mit immerhin mehr als 150.000 Einwohnern und darin liegt dann auch das Problem. Die erste Aufgabe lautet dann auch „Finde einen Parkplatz!“
Nachdem diese Aufgabe mit Bravour gelöst ist, wenn auch etwas weiter von der Mathildenhöhe weg, kann, es auch schon losgehen.
Mit den Parkplätzen ist es hier gar nicht so einfach, nebenbei bemerkt.
Ich habe mein Fahrzeug in der Nähe des Parks Rosenhöhe abgestellt und mache mich zu Fuß auf den Weg zur nahe gelegenen Mathildenhöhe.
Die Ursprünge der Mathildenhöhe
Die Ursprünge reichen zurück in das 19. Jahrhundert, als es an dieser Stelle eine Gartenanlage des großherzoglichen Hofes gab. Ab 1833 wurde diese im Stil der beliebten Englischen Landschaftsparks umgestaltet.
Von dieser Anlage ist heute nicht mehr viel zu erkennen, der Platanenhain ist allerdings immer noch erhalten.
Ihren Namen verdankt die Mathildenhöhe Mathilde Karoline Friederike von Wittelsbach, welche die Gemahlin von Großherzog Ludwig III. war.
Die Russische Kapelle
Schon sind wir oben angelangt und vor uns erstrahlt die Russische Kapelle mit ihren goldenen Türmen mit der Sonne um die Wette.
Erbaut wurde der Sakralbau in der Zeit von 1897 bis 1899 nach Plänen des Petersburger Architekten Léon N. Benois – der ein Großvater von Peter Ustinov war.
Die Erde auf dem die Kapelle ruht, wurde extra aus Russland importiert.
Weshalb steht diese Kapelle überhaupt hier?
Auftraggeber war Zar Nikolaus II. von Russland, welcher des Öfteren in der Heimat seiner Gemahlin Zarin Alexandra (gebürtige Prinzessin Alix von Hessen-Darmstadt) weilte und nicht auf ein eigenes Gotteshaus für seine Familie verzichten wollte.
Andere Zeiten.
400.000 Mark kostete das ganze Vorhaben damals – eine Menge Geld. Kann man daran erkennen, dass die Restaurierung des Gotteshauses in der Zeit von 2005 bis 2008 satte 1,1 Millionen Euro kostete. Hat sich gelohnt.
Schön ist sie die Russische Kapelle, ein richtiger Hingucker und beliebtes Fotomotiv – auch für mich.
Die Künstlerkolonie Mathildenhöhe
Direkt in Nachbarschaft zur vorgenannten Kapelle finden wir weitere interessante Gebäude, die allesamt Anleihen an den Jugendstil in sich tragen.
Diese Bauwerke gehen zurück auf die Künstlerkolonie Mathildenhöhe.
Grundsätzlich bestand diese Künstlergruppe wohl in der Zeitspanne von 1899 bis 1914. Die Künstlerkolonie wurde im Jahr 1899 von Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein ins Leben gerufen.
Leitspruch war „Mein Hessenland blühe und in ihm die Kunst“.
Die Künstler, welche von dem Landgraf finanziert wurden, sollten durch die Verbindung von Kunst und Handwerk eine wirtschaftliche Belebung für das Land darstellen.
Bekannte Künstler des Jugendstil waren Peter Behrens, Rudolf Bosselt, Hans Christiansen, Ludwig Habich und auch Joseph Maria Olbrich, welche allesamt hier wirkten und ihre Spuren hinterliessen
Die Erste Ausstellung auf der Mathildenhöhe fand zwischen Mai und Oktober des Jahres 1901 statt. Das Motto der Ausstellung lautete „Ein Dokument deutscher Kunst“.
Obwohl mit weitem Aufsehen gestartet, endete die Ausstellung in einem finanziellen Verlust – doch kann man Kunst wirklich in Geld aufwiegen?
Künstlerhäuser und das Ernst-Ludwig-Haus
Beim Ernst-Ludwig-Haus handelt es sich ursprünglich um das Ateliergebäude, welches nach Plänen von Joseph Maria Olbrich errichtet wurde.
Das Portal zieren die beiden sechs Meter hohen Figuren „Mann und Weib“ von Ludwig Habich. Über dem Eingangsportal steht die Inschrift „Seine Welt zeige der Künstler – die niemals war noch jemals sein wird“.
Rund um das Atelierhaus wurden zahlreiche weitere Gebäude errichtet – darunter die Künstlerhäuser.
Die Künstler konnten damals zu günstigen Preisen Grundstücke erwerben und darauf ein Wohnhaus bauen, welches sie sodann als Musterhaus zeigen mussten.
Viele dieser Gebäude sind auch heute noch vorhanden, obwohl es natürlich im Zweiten Weltkrieg in der großen Bombennacht zu gravierenden Schäden gekommen ist.Viele dieser Gebäude sind auch heute noch vorhanden, obwohl es natürlich im Zweiten Weltkrieg in der großen Bombennacht zu gravierenden Schäden gekommen ist.
Bekannte Künsterhäuser sind bzw. waren:
- Haus Deiters
- Großes Glückerthaus
- Kleines Glückerthaus
- Haus Behrens
- Haus Olbrich
- Haus Christiansen (leider im Krieg zerstört)
- Haus Habich
- Haus Keller
Trotz der Verluste der ersten Ausstellung gab es 1904 die Zweite Ausstellung auf der Mathildenhöhe. Im Zuge dieser wurde eine Dreihäusergruppe an der Ecke Stiftstraße/Prinz-Christians-Weg errichtet.
Durch die Kriegszerstörungen wurden diese mittlerweile stark verändert bzw. abgerissen.
Hessische Landesausstellung 1908
Im Jahr 1908 gab es die Dritte Ausstellung, diese sollte zeigen, dass moderne Wohnformen auch mit geringem finanziellem Aufwand möglich waren. Als Motto galt „Für Freie und angewandte Kunst“.
In jener Zeit wirkten unter anderen auch Albin Müller und Ernst Riegel als Künstler.
1908 wurde auch das, von Joseph Maria Olbrich entworfene, Ausstellungsgebäude errichtet. Dieses Gebäude ist auch heute noch dominierend auf der Mathildenhöhe.
Zur Ausstellung gehörten wiederum einige interessante Künstlerhäuser, wie etwa das Haus Wagner-Gewin oder das Haus Sutter. Die Gebäude der Kleinwohnungskolonie wurden nach der Ausstellung wieder abgetragen.
In der Nähe des „Hofgut Oberfeld“ befinden sich heute drei Häuser, welche ursprünglich von den Künstlern Wienkoop, Metzendorf und Mahr entworfen wurden. Diese wurden nach der Ausstellung abgetragen und an dieser Stelle wieder errichtet, wo sie heute noch stehen.
Die Vierte und letzte Ausstellung 1914
Unter Albin Müller entstand zu diesem Anlass eine Gruppe von acht Miethäusern, welcher allerdings im Zweiten Weltkrieg verloren gingen.
Was wir noch finden, sind zahlreiche Skulpturen im Platanenhain von Bernhard Hoetger.
In jene Zeit fällt auch die Erschaffung des bekannten Löwentors. Es wurde gleichfalls von Albin Müller entworfen und zeigte sechs, von Hoetger geschaffene, Löwen, die auf Klinkersäulen ruhen.
Seit 1926 sind diese am Eingang zum Park Rosenhöhe zu finden.
Gleichfalls für diese Ausstellung wurde auch der Schwanentempel von Albin Müller entworfen. Dieser befindet sich noch heute auf der Mathildenhöhe.
Der Hochzeitsturm
Der Hochzeitsturm ist wohl das Wahrzeichen der Stadt Darmstadt und auf der Mathildenhöhe ebenso. Schon ein schönes Stück Historie.
Errichtet wurde er im Auftrag der Stadt Darmstadt im Jahr 1908 nach Plänen von Joseph Maria Olbrich. Anlass war die Hochzeit von Großherzog Ernst Ludwig mit Prinzession Eleonore zu Solms-Hohensolms-Lich am 2. Februar 1905.
Der Turm ist 48,5 Meter hoch und in 33,5 Meter Höhe befindet sich eine Aussichtsplattform.
In den beiden früheren Zimmern des großherzoglichen Paares ist heute ein Trauzimmer des Standesamtes untergebracht. Der Hochzeitsturm ist ein beliebter Trauort.
Puh, jetzt ist mein Artikel ganz schön lang geworden.
Aber die Mathildenhöhe hat es verdient und auch ein Besuch ist sie immer wieder wert.
Solltest Du also in der Nähe sein, schau vorbei – es lohnt sich.
Es grüßt Dich freundlich
Björn :)
Beschreibung | Jugendstil Ensemble |
Koordinaten | Google Maps |
Eintritt | kostenfrei |
Parkplatz | Im Umfeld, teils kostenpflichtig |
Gastronomie | Ja |
Kommentar | Sehenswertes Museum |
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