Öffentlicher Verkehr. Debatten um kostenlosen Nahverkehr. Weniger Diesel, kuriose Vorschläge zur Lösung der Problematik. Ein Blick zurück.

Wenn ich die Zeitung aufschlage, dann begegnet mir pausenlos die Forderung nach besserem und kostenlosem öffentlichen Personennahverkehr.

Was sich durchaus zweideutig liest, ist eine interessante Forderung. Aber kostenloser Personennahverkehr? So etwas kann es niemals geben. Letztlich bezahlt der Steuerzahler die Rechnung, die Steuern zahlen wir und damit zahlen wir den “kostenlosen” Verkehr dann doch.

Lassen wir uns also nicht täuschen.

Bitte warten!

Ich wuchs auf dem Land auf, mein Heimatdorf hatte damals zwischen 700 und 900 Einwohner und die nächste Stadt (Darmstadt) lag knapp dreißig Kilometer entfernt.

Wenn man ohne Auto raus wollte, dann blieb nur der Bus. Fahrradwege gab es keine.

Die Busse wurden bei uns “Blaue Linie” genannt, denn sie hatten blaue Streifen aufgemalt.

So ein Bus fuhr natürlich nicht in den Intervallen wie heute. Mittlerweile fahren bei uns in die kleinsten Dörfer mit knapp hundert Einwohner zwei Omnibusse hintereinander her. An der Zahl der Mitfahrer hat sich nicht viel geändert.

Zu meiner Zeit war Warten angesagt. 

Der Takt lag bei knapp einer Stunde und dies war auch nur in Stoßzeiten so, dazwischen waren oft mehrere Stunden ohne Verkehr angesagt.

Auch in die Schule fuhr der Bus.

Nach der Grundschule ging es mit dem Bus in die Gesamtschule in die Nachbarstadt.

Zunächst war die Schule in meinem Heimatdorf, vier Jahre lang. Danach fuhr der Schulbus in die kleine Nachbarstadt.

Diese Busse waren oft alte Modelle und sie waren restlos gefüllt. Oft wurden die letzten Schüler zur Tür gestopft, manchmal gingen die gerade so zu.

Sitzplätze waren eine Seltenheit, einmal fehlte sogar die Scheibe. 

Fuhren diese Omnibusse zunächst noch bis zur Schule, kamen später Zeiten, da wurde man mitten im Ort abgeliefert und der Schulweg ging zu Fuß weiter.

 

 

 

 

Später fuhr ich mit dem Bus in die Stadt zur Lehre.

Nach der staatlichen Schule kam die Lehre und ich fuhr mit dem Bus zur Wirtschaftsfachschule nach Darmstadt. Im Winter konnte so eine Fahrt bis zu vier Stunden dauern. (Mein persönlicher Rekord).

Nach Schulschluss fuhr nicht immer gleich ein Bus zurück, manchmal musste ich zwei Stunden auf dem Bahnhof stehen bzw. auf der Bank sitzen und warten.

Die Tauben waren meine besten Freunde.

An anderen Tagen musste ich fast rennen, damit ich den Bus bekomme. Die Haltestelle lag gut eine halbe Stunde Fußmarsch von der Schule entfernt. Bei Regen war es teilweise, ohne Schirm, eine Tortur.

Wobei, geschadet hat es mir nicht.

Vielleicht wird die heutige Jugend zu sehr mit Samthandschuhen angefasst?

Aber keine Bange, ich bin nicht gegen den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, man sollte vielleicht ein wenig mehr mit Augenmerk vorgehen und nicht jedem Trend folgen.

Bei uns gibt es in der Nähe Diskussionen zu einer Seilbahn von einer Kleinstadt nach Darmstadt. Klingt für mich sehr kurios. Mit solchen Plänen würde wahrscheinlich mehr Geld verschwendet, als wenn einfach ein Omnibus die paar Leute auflesen würde.

Mittlerweile fahre ich mit dem Auto ins Büro.

Weshalb? Die Busfahrt war mir zu unbequem geworden, immer die Warterei. Manchmal kein Sitzplatz und dann eine Stunde stehen. 

Schlechte Luft, hustende Mitfahrgäste überall im Winter. Mittlerweile verzichte ich und fahre selbst, da habe ich einen schönen Sitzplatz. Zudem perfektes Klima, so wie ich es mag und kann noch eine Menge Zeit einsparen – knapp die Hälfte der Fahrzeit.

Allerdings fahre ich auch keinen SUV mit hunderten PS, also achte ich auch auf die Umwelt. Wäre jeder so unterwegs wie ich, dann hätten wir die Klimaziele längst erreicht.

Und Du so?

Björn

 

 

 

Björn
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1 Kommentar
  1. Traudi sagte:

    Liebe Björn,
    wenn ich an meine Schulzeit und vor allem an meinen Schulweg zurückdenke, macht sich der Unterschied zwischen damals und heute erheblich bemerkbar.
    Auch ich bin auf dem Land aufgewachsen, mein Schulweg war etwa 1,5 km lang. Ein Bus fuhr nicht. Vor allem erinnere ich mich an die kalten Winter. Was die Kleidung betrifft: Strumpfhosen hatte ich nicht und Mädchen durften auf dem Land sowieso keine langen Hosen tragen. Aber das nur nebenbei.
    Heute werden die Kinder mit Bussen zur Schule gefahren, was ja auch ok ist. Aber ich kenne Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule fahren bei einem Schulweg von nicht mal 200 Metern. Da sollte man schon an die Umwelt denken…

    Liebe Grüße
    Traudi

    Antworten

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