Alte Fundstücke auf Alltagserinnerungen.de. Jeden Tag verlöschen die Feuer der Erinnerung. Damit sie nicht unwiederbringlich verloren gehen halte ich sie am Leben. Heute: Der Walker Mehrfach-Kugelschreiber.

Nach einer kleinen Pause geht es weiter mit einem Fundstück. Es stammt aus meiner Jugend und ist seither in meinem Besitz. Grundsätzlich handelt es sich um ein Schreibgerät, umgangssprachlich als „Kuli“ oder „Kugelschreiber“ bezeichnet.

Wusstest Du, woher die Bezeichnung „Kuli“ stammt?

Es geht zurück auf den 1928 entwickelten „Tintenkuli“ der Firma Rotring.

Im Gegensatz zu seinem Namen hatte dieser keine Kugelspitze wie die heutigen Kugelschreiber.

So ein Kugelschreiber ist vereinfacht dargestellt ein Tintenbehältnis mit einer kleinen Kugel an der Spitze. Fährt man mit der Kugel über das Papier, nimmt diese etwas Tinte auf und rollt sie auf das Papier ab.

Je nach Qualität trocknet die Tinte schneller aus oder es kommt gar zu klecksen. Bei teuren Modellen ist die Mine viel länger (teils bis zwei Jahre) haltbar.

Aber darum geht es heute nicht.

Ich bin mit Kugelschreibern aufgewachsen.

Lass es mich erklären.

Meine beiden Großväter waren haben als Beruf Füllhalterdreher gelernt. In unserer Gegend gab es viele Unternehmen, die sich mit der Herstellung von Schreibgeräten beschäftigten.

Es war eine Folge des Wegfalls der ursprünglichen Holzspielzeuge, wie zum Beispiel der „Odenwälder Gäulchen“. Allein in meinem Heimatort gab es einmal über zwanzig Hersteller dieser Spielzeuge. Als der Siegeszug der Blechwaren einsetzte, stellten sich viele Betriebe auf die Herstellung von Schreibgeräten um. Anfangs noch Füllfederhalter und Drehbleistifte, später auch Kugelschreiber.

Unser Nachbar besaß eine solche Fabrik gerade wenige Schritte von uns entfernt. Dort ging ich als Kleinbjörn ein und aus. Somit begründet sich meine Aussage.

László József Biró gilt als Erfinder des Kugelschreibers.

Zusammen mit seinem Bruder entwickelte er nahezu zwanzig Jahre an seiner Grundform des heutigen Kugelschreibers. Inspirationsquelle sollen spielende Kinder mit Murmeln gewesen sein. Die sieht man heute auch kaum mehr in unseren Breiten.

Am 27. Dezember 1938 wurde sein „Fountain Pen for Pulpy Ink” als Patent in den USA angemeldet. Noch spricht man auch von „Ball pen“.

In Deutschland begann der Siegeszug in den 1950-ziger Jahren. Kaum zu glauben, aber ein Kugelschreiber kostete Anfangs noch um die 20 DM.

Wahnsinn. In meiner Jugend hatten wir ganze Kisten davon.

Mein Fundstück.

Stammt aus dieser Zeit in den 1970-ziger Jahren.

Hersteller ist die Firma „Walker“ über die ich nicht mehr in Erfahrung bringen konnte.

Es handelt sich um eine frühe Form eines „Mehrfachkugelschreibers“. In seinem Inneren befinden sich mehrere Wechselminen.

Möchte ich eine wechseln ziehe ich die eingesetzte heraus und öffne das Gehäuse. Dort habe ich ein Magazin und nehme mir die gewünschte Mine heraus. Gehäuse zu und die neue Mine von vorne in den Kugelschreiber eingesteckt – fertig.

Der Kugelschreiber ist groß, seine Ausmaße kannst Du am Foto erkennen.

Herstellungszeit sind die frühen 1970-ziger Jahre.

Heute werden in meinem Heimatort keine Schreibgeräte mehr hergestellt.

Bis vor wenigen Jahren wurden noch ca. 50 Millionen Stück jährlich produziert. Die Fabrik unserer Nachbarn verkaufte Schreibgeräte unter der Marke „Gent“ (Fabrik moderner Schreibgeräte) und ist auch als „Georg Meisenbach KG“ bekannt. Es gab auch die Firma „Karl Meisenbach“ im Ort auf der anderen Bachseite.

Während die eine Fabrik mittlerweile abgerissen und durch einen Wohnblock bebaut ist, werden in den Hallen der anderen Fabrik Fanartikel verkauft oder Kurse für Tischtennis angeboten.

So ändern sich die Zeiten.

Björn
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