Alte Fundstücke: Das Lemiphone. Ich bin auf der Suche nach den vergessenen Leuchtfeuern eines untergegangen Alltags. Alltagserinnerungen.

Mein letztes Fundstück habe ich schon im September gezeigt, es wird also Zeit.
Leider wurde ich durch das Leben aufgehalten, nicht zuletzt bremste mich eine Erkrankung aus. Es läuft nicht immer so, wie man es gerne möchte. Aber genug gejammert, heute hat es ja geklappt und ich darf mein Fundstück präsentieren.

Diesmal habe ich es nicht am angestammten “Fundstück-Präsentier-Platz” fotografiert, die Bilder entstammen aus meinem Musikzimmer und sind mit dem Mobiltelefon (auch Handy genannt) gemacht. Sieht man es? Ja, aber ich denke, kann man so belassen.

Musik liegt in der Luft!

Vielleicht erinnerst Du dich noch an die Unterhaltungsshow aus dem ZDF. Der unvergessene Dieter Thomas Heck moderierte gut 50 Folgen dieser Reihe. An seiner Seite die gleichfalls unvergessene Monika Sundermann als Assistentin.

Vergangene Zeiten, heute sind die Unterhaltungsshows im Öffentlich-Rechtlichen wilder und meiner Meinung nach so manches Mal an der Zielgruppe vor den Geräten vorbei produziert. Aber dies soll unser Thema heute nicht sein.

Musik liegt in der Luft sang auch Caterina Valente und so ist es auch. Scheinbar an jeder Ecke begegnet mir Musik, war es früher noch ein teures Vergnügen, eine Schallplatte zu kaufen, und man überlegte es sich genau bevor man zum Händler seines Vertrauens ging. So ist Musik heute längst ein Massenmedium geworden. 

Durch die Streamingdienste und den Niedergang beinahe einer ganzen Industrie hat sich das eigentliche Produkt “Musik” nicht immer zum Besseren gewandelt. Im Gegenteil, die Qualität der Produktionen sinkt und ich vermisse immer mehr eine schöne Melodie hinter den oft monoton vorgetragenen Texten.

In den 1920er-Jahren war dies noch anders.

Sängerinnen und Sänger konnten noch singen, die Technik war längst nicht in der Lage, die heute oft zu erahnenden Defizite auszugleichen. Und die Titel hatten schöne Melodien und originelle Texte. Sicher nicht alle, aber viele.

Aus jener Zeit stammt mein heutiges Fundstück.

Das Lemiphone.

Du kannst an meiner Hand erkennen, es ist nicht sehr groß.

Kein Wunder, denn es handelt sich um kleines Grammophon für Kinder.

Sicherlich hieß es für den Zögling beim Griff ans elterliche Grammophon “Finger weg”. Damit der Nachwuchs jedoch an das Medium Musik herangeführt wurde, gab es zum Glück einige Hersteller von schicken Kindergrammophonen. Freilich konnte sich diese in den schwarzen Zeiten der 1920/30 er Jahren auch nicht jeder leisten.

Kindergeräte waren zwar auch aus Holz anzutreffen, meist jedoch aus Blech. Bekannte Hersteller waren natürlich in und um Nürnberg zu finden. Hier war die Hochburg für allerlei Blechwaren und für Spielzeuge insbesondere.

Ein bekannter Hersteller waren die Bing Werke, einst die wohl größte Spielwarenfabrik der Welt. Ein Kindergrammophon, das Pigmyphone habe ich Dir bereits gezeigt. Hier findest Du den Artikel.

Mein heutiges Fundstück ist nicht aus dieser Fabrik.

Auf dem runden Gehäuse aus Blech sehen wir ein bedrucktes Papier mit Kindern. Dies ist schon selten, meist waren die Kinder (wenn vorhanden) direkt auf dem Blech aufgedruckt. Es ist schon ein Wunder, dass dieses schöne Stück all die Jahrzehnte und Kriege überstanden hat. Dazu kommen ja noch die vielen Kinderhände.

Einen Hinweis auf den Hersteller gibt uns das Logo.

Dieses zeigt ein verschlungenes “L” und “M”. 

Mit ein wenig Recherche kommen wir zur Spielwarenfabrik Leonhard Müller.

Leonhard Müller gründete seine Spielwarenfabrik scheinbar bereits um 1895. Bekannt wurde er durch Laterna magica, aber auch allerlei weitere Spielwaren aus Blech. 

Viel mehr konnte ich nicht in Erfahrung bringen, die Firma schein Mitte der 1930er-Jahre erloschen zu sein. Eine Zeit also, also auch die großen Bing-Werke verschwanden.

Das kleine Stück ist noch sehr gut intakt und spielt auch noch. Selbstverständlich darfst Du nicht die Maßstäbe von Deinen heutigen Hörgewohnheiten als Vergleich heranziehen.

Schauen wir uns das Lemiphone einmal genauer an.

Interessant ist die kleine Platte.

Während auf der Pigmynette der Titel “Alter Jäger-Marsch” ausgewiesen ist, erklingt ein anderer Titel.
Aber ich habe Dir ein Video gemacht, dann kannst Du selbst hören.

Bei mir hat das kleine Fundstück einen Ehrenplatz und ich hoffe, es hat auch Dir gefallen.

Nächstes Mal besuchen wir einen interessanten Ort hier im Odenwald.

Bis dahin bleib interessiert.

Björn
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2 Kommentare
  1. Traudi sagte:

    Ah, das war also das angekündigte Fundstück! Das ist ja ein Knaller! Was es nicht alles gibt bzw. gegeben hat!
    Ganz besonderen Dank für das Video.
    Viele Grüße von der ehemaligen Schallplattenverkäuferin Traudi (auch der Beruf ist ausgestorben)

    Antworten
    • Björn Schröbel sagte:

      Hallo Traudi,

      mir gefällt das schöne Stück auch sehr gut – mit den Videos muss ich wahrscheinlich noch ein wenig üben *lach* aber vielleicht gibt es demnächst wieder eines – mal schauen. Mein nächster Artikel führt uns an den Main, davon die nächsten Tage mehr.

      Schönes Wochenende
      Björn

      Antworten

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