Alte Fundstücke: Bing Pigmyphone. Ich bin auf der Suche nach den vergessenen Leuchtfeuern eines untergegangen Alltags. Alltagserinnerungen.

Da bin ich wieder. Es gab viel zu tun in den letzten Wochen, manchmal fehlt mir die Zeit, um neue Fotos zu machen. So viel Freude es mir bereitet, aber auch so ein Artikel braucht etwas Konzentration. Umso froher bin ich, wenn es wieder soweit ist.

Oder um das Sandmännchen zu zitieren “…nun liebe Kinder, gebt fein acht, ich hab´ euch etwas mitgebracht”.

Hm, sieht aus wie eine kleine Blechkiste.

Genau, aber diese kleine Kiste mit der Aufschrift “Bing Pigmphone” hat einen interessanten Inhalt.

Alles machen wir es gleich auf.

Das Bing Pigmyphone.

Öffne ich die Blechdose sehe ich einen grünen Plattenteller und spätestens jetzt ist es Dir klar. Vor uns liegt ein kleines Grammophon. Ein Spielzeuggrammophon, um es genau zu sagen.

Wenn ich den Plattenteller abhebe, erscheint der Rest des Grammophons. Die Schalldose und ein kleiner Trichter aus Blech. Dazu noch ein Schlüssel zum Aufziehen.

Machen wir uns an den Zusammenbau, so kann es noch nicht spielen.

Die Bing Werke.

Während ich es zusammenbaue, erzähle ich Dir etwas über die Firma Bing Werke.

Du hast vielleicht gesehen auf dem Deckel war ein Logo mit einem B und einem W zu sehen. Dieses Logo steht für die Bing Werke aus Nürnberg. Dieses Logo verwendete die Firma zwischen den Jahren 1925 und 1934, also muss mein kleines Fundstück aus diesem Zeitraum stammen.

Gegründet wurden die Firma Bing von den Brüdern Adolf und Ignaz Bing im Jahr 1866 als Handlung für Haushaltswaren und Blechspielzeug in Nürnberg. In den laufenden Jahren wuchs die Firma stetig heran.

Vor dem Ersten Weltkrieg war der Hochpunkt erreicht, mehr als 4.000 Beschäftigte mahnen die Firma nach eigenen Angaben zur “größten Spielwarenfabrik der Welt”.

Im Jahr 1919 wurde es zur einer Aktiengesellschaft umgewandelt – die Bing Werke AG entstanden. Gegen Ende der 1920er Jahre zeigte die allgemeine Weltwirtschaftskrise Wirkung und Bing geriet in finanzielle Schwierigkeiten. 1932 musste schließlich die Spielwarenproduktion eingestellt werden.

Aber noch heute sind die vielfältigen Blechspielzeuge der Firma Bing begehrte Sammlerstücke.

Im Jahr 1927 kostet so ein Einzelstück mit 10 Nadeln 2, 15 Mark. Aber Achtung, das war der Großhandelspreis. Bei Abnahme von 100 Stück sank dieser auf 1,95 Mark je Gerät. Auch Ersatzfederwerke konnte man für 35 Pfennige erwerben.

Im Einzelhandel waren die Geräte etwas teuerer. 

Aus heutiger Sicht sind diese Preise ein Traum, aber damals hat man natürlich viel weniger verdient. Durchschnittsgehalt im Jahr 1927 waren 1.742 Mark. 

Hört sich viel an, stimmt. Aber es ist der Wert für ein ganzes Jahr harte Arbeit.
Im Monat wären es 145 Mark. Berücksichtigen wir noch knapp 50 Stunden Wochenarbeitszeit, kommen wir auf einen Stundenlohn von 0,73 Pfennige die Stunde und zwar brutto.

Man musste also schon eine Stunde arbeiten, um sich solch ein kleines Spielzeug leisten zu können.

Aus heutiger Sicht ist der Preis allerdings mit 50 zu multiplizieren, dann kommen wir auf den ungefähren Wert meines heutigen Fundstücks. Genug Zahlen, wir sind nicht beim RKI. Ich habe einen kleinen Film gedreht, damit Du es auch hören kannst. Erwarte nicht zu viel vom Tonerlebnis ;)

Damit mit bin ich mit dem Bing Pigmyphone fertig. Ich hoffe, es hat dir gefallen.

Bis zum nächsten Mal bleib gesund und interessiert.

Björn

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