Alte Fundstücke. Le Mignonphone Taschengrammophon. Ein Stück Alltagserinnerung aus längst vergangenen Tagen. Alte Fundstücke genauer betrachtet.
Ich liebe das kuriose und unerwartete bei alten Fundstücken. Vielleicht mag ich aus den genannten Gründen auch die Sendung „Bares für Rares“ so gerne. Da bin ich Zuseher von Anfang an.
Ein solches Fundstück habe ich Dir heute mitgebracht. Auf den ersten Blick könnte man meinen ich sei auf die Handtasche gekommen, Herrenhandtaschen waren ja mal angesagt. Aber ich kann Dich beruhigen, ich stelle Dir heute keine davon vor.
Mein Fundstück geht mehr in Richtung „MP3-Player in der Urzeitvariante“, sprich ein Ahnherr der späteren mobilen Musikspieler.
Wortspiele genug, es handelt sich um ein tragbares, kleines Grammophon.
Le Mignonphone Sound Box
Wenn ich das kleine, ledergekleidete Köfferchen öffne, dann schaut es erst einmal nach wenig aus. An ein Grammophon denkst Du dabei nicht wirklich.
Also alles mal auspacken.
Wir haben einen Plattenteller, eine Kurbel, Schalldose, eine Halterung für den Trichter und diesen auch selbst.
Zusammengenommen tatsächlich ein Grammophon, jetzt nur noch ein wenig basteln und so steht es vor mir.
Einen Namen hat es auch, auf der kleinen Schalldose lese ich gut sichtbar:
Mignonphone Sound Box
W.H. Smith & Son, Paris
Das gibt mir einen Hinweis, es handelt sich bei ersterem um einen Artikelnamen und W.H. Smith & Son ist ein Handelshaus. Es gibt das Unternehmen heute noch als „größte englische Buchhandlung in Paris“.
Made in France
Begründet hat das Unternehmen Henry Walton Smith mit seiner Frau Anna in der Little Grosvenor Street in London als Anbieter von allerlei Zeitungen. Zur Mitte des 19. Jahrhunderts firmierte man als W.H. Smith & Son und über die Jahre expandierte man in weitere Märkte.
Irgendwann auch nach Paris, wie man an dem Fundstück erkennen kann. Über das Fundstück selbst konnte ich wenig im Internet finden, ob die Firma dieses für sich exklusiv herstellen ließ oder ob es anderweitig auch zu kaufen war?
Auch über den eigentlichen Konstrukteur des „Le Mignonphone“ konnte ich nichts weiter finden, also schauen wir uns das kleine Gerät jetzt genauer an.
Der Motor ist in das kleine Gehäuse eingebaut und trägt den Schriftzug „Made in France“, er ist, wie bei allen Gerätschaften dieser Größe, recht kompakt und nur schlecht zu warten.
Auf den Motor wird der kleine Plattenteller aufgesetzt und der faltbare Ledertrichter wird auf einem Gestell angebracht. Vorne dran wird die Schalldose gesetzt.
Jetzt nur noch eine Schellackplatte auf den Plattenteller gelegt und diese dort mit einer kleinen Schraubplatte festgeschraubt (damit sie nicht runterfallen kann). Dann kann mit der Kurbel die Feder aufgezogen werden und schon steht dem Musikgenuss nichts mehr im Weg.
Wobei, so toll hört es sich heute nicht mehr an. Allerdings hat dieses kleine Fundstück auch schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel. Dafür hat es sich sehr gut gehalten.
Ich schätze den Herstellungszeitraum auf die erste Hälfte des 20. Jahrhundert.
Eine musikalische Handtasche, wenn Du so willst.
Wenn Du fertig bist mit Musik hören, wird alles wieder auseinandergebaut und in das Köfferchen verbracht – perfekt.
Bei mir wird das Gerät meist nicht zusammengebaut aufbewahrt, somit nimmt es nur wenig Platz in Anspruch.
Ich hoffe mein heutiges Fundstück hat Dir gefallen,
mal schauen was nächstes Mal kommt.
Bis dahin, bleib interessiert
Björn
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