Unterwegs im Odenwald. Heute: Rund um den Taubenberg. Ein Spaziergang mit Erinnerungen an vergangene Zeiten im schönen Fischbachtal.

Was gibt es Schöneres und Entspannteres als einen Spaziergang bei schönem Sonnenschein.

Eben. Also zieht es mich wieder hinaus, um unter dem blauen Himmel mit seinen eingestreuten Wolken den Stress und die Sorgen des Alltags zu vergessen.
Heute habe ich mir eine kleine Wanderung rund um den Taubenberg in meiner Heimat ausgesucht.

Die Kamera habe ich natürlich mit dabei und viele Erinnerungen an vergangene Zeiten.

Meine ersten Schritte führen mich durch Niedernhausen, wir Einheimischen sagen “Hause”. Hier lebe ich und in meiner Kindheit kannte jeder im Ort jeden und irgendwie waren viele miteinander verwandt. In den letzten Jahren wurde sehr viel gebaut und viele neue Einwohner sind hinzugekommen. Das Dorf hat sich sehr verändert. Wenn ich an früher zurückdenke, nicht immer zum Besseren.

Aber so ist es, die Zeiten bringen Veränderungen mit sich und daran erkennt man, wie das Alter voranschreitet.

Meine ersten Blogzeilen schrieb ich noch mit einer 3 vor den Lenzen, mittlerweile habe ich die 5 erreicht.

Meine Schritte führen mich durch den Ort und ich komme vorbei an der ehemaligen Fabrik Karl Meisenbach KG.

Bis vor einigen Jahren wurden hier Schreibgeräte – sprich Kugelschreiber – hergestellt. Bis zu 50 Millionen Stück im Jahr und dies seit gut hundert Jahren.

Als ich in der Grundschule war, haben wir diese Fabrik noch besichtigt. Und über viele Jahre hörte man die Sirene über den Ort rufen, damit die Arbeiterinnen und Arbeiter zur Fabrik eilen konnten. Auch in meiner Nachbarschaft gab es eine Schreibgerätefabrik, Georg Meisenbach KG. Wenn Du aufgepasst hast, die haben beide den gleichen Nachnamen gehabt. Stammten einmal aus der gleichen Familie und so gab es viele Jahre zwei Fabriken im Ort mit den gleichen Produkten.

Heute sind beide Vergangenheit. 

Früher waren hier in der Gegend viele solcher Fabriken oder Gewerbe zu finden. Die Schreibgeräteproduktion löste vielfach die Produktion von Holzpferdchen ab, welche einst rund um Niedernhausen sehr verbreitet war. Du hast vielleicht einmal von den “Odenwaldes Gäulschen” gehört.

Nun mittlerweile sind nur noch Erinnerungen geblieben.

Die Fabrikationsgebäude von Georg Meisenbach sind längst abgerissen und die Fabrik von Karl Meisenbach wurde letztlich von der Firma Stabilo übernommen und heute wird das Gebäude anderweitig genutzt von neuen Eigentümern.

Lass uns weitergehen.

Die Pferde grasen am “Seeberg”. Im Winter war es zu meiner Schulzeit ein beliebter Schlittenhang. Aber heute fällt im Winter nur noch selten über längere Zeit genügend Schnee.
Wenn Du die Gegend kennst, dann fragst Du vielleicht “weshalb Seeberg gibt doch keinen See?”.

Genau so ist es. Ein See ist hier nicht, aber es gab einmal einen und dieser Berg lag darüber. Den Deich davon kann man noch erkennen, aber seit ich auf dieser Welt umher laufe gibt es keinen See mehr.

Direkt am Deich hatten meine Großeltern ein Grundstück, dort standen Apfelbäume – mittlerweile hat es längst den Besitzer gewechselt und ich entdecke sogar einen Pfau darin.
Bald werden die Baugebiete auch diese Wiesenlandschaft eingeholt haben.

Schön für die Tierwelt sind auch die alten Trockensteinmauern am Wegrand. Ein idealer Platz für Eidechsen oder ähnliches Getier.

Meine Schritte führen mich nun in Richtung Waldrand, was bei der Hitze sicher angenehm ist.

Vorbei an der alten Kieskaute führt mein Weg in den Schatten der Bäume.

Die Kieskaute war früher ein beliebter Spielplatz für uns Dorfkinder. Da konnte man allerlei Abenteuer erleben und hölzerne Hütten errichten. Heute befindet sich anstelle einer alten Weitsprunggrube ein Spielplatz für den Waldkindergarten. 

Wir waren hier noch ohne Aufsicht unterwegs.

Wenige Schritte weiter kommen zwei Fischteiche in Sicht. Diese gehörten einst einer Familie, die hier eine Fabrik für hölzerne Spielwaren besaß. Später stellte man Karteikästen her. Heute ist auch dieser Betrieb lange schon Vergangenheit. Ob die Teiche noch den gleichen Besitzer haben kann ich Dir nicht sagen.

Jedenfalls sehe ich einige Fische darin.

Es geht jetzt tiefer in den Wald und bald wird der Weg ansteigen.

Ob der Berg wirklich “Taubenberg” heißt, kann ich Dir momentan nicht sagen. Wir jedenfalls nennen ihn so. Früher gab es hier immer wilde Tauben.

Wäre ich an der Weggabelung geradeaus gelaufen, dann hätten mich meine Schritte an die St. Jost Kapelle geführt.

Du erinnerst Dich vielleicht daran, dort waren wir bereits.

Wir gehen nicht ganz so hoch hinaus, sondern biegen auf dem Berg ab und gehen wieder talwärts in Richtung Tränkwäldchen.

Früher konnten dort die Tiere getränkt werden. Heute fließt wegen der heißen Tage nur wenig Wasser, aber es kommen noch immer Wildtiere hierher, um ihren Durst zu stillen.

Ich gehe jetzt vorbei an einem alten Quellweg hinter der ehemaligen Grillhütte Weidestall. 

Diese war ein beliebter Treffpunkt für allerlei Feierlichkeiten und wurde von einem örtlichen Gastronom aus einem alten Bienenhaus errichtet. Dieses Bienenhaus stand dort, wo heute das Bürgerhaus von Niedernhausen steht. Vor vielen Jahren wurde es hierher verbracht und daraus entstand die vielbesuchte Grillhütte. Leider brannte sie vor ein paar Jahren ab und nun holt sich der Wald das Gelände zurück.

In meiner Kindheit konntest Du hier auch noch einige Gräber für Hunde finden, mittlerweile erinnert nichts mehr daran.

Meine Gedanken schweifen heute, während ich an einem großen Baum vorbeikomme. Unter seinen Wurzeln gibt es eine Quelle, welche später mit einem Schlauch unter den Weg verlagert wurde. Ich erinnere mich daran, früher plätscherte das Wasser munter über den Weg. Überhaupt gab es hier so einige kleine Quellen, mit zunehmender Trockenheit scheinen viele davon versiegt oder das Wasser wurde eingefangen um umgeleitet.

Es geht wieder Richtung Wiesenlandschaft zu. Den Wald lasse ich hinter mir.

Gegenüber liegt der Seeberg und vor mir die feuchten Wiesen. Einstmals im Grund des Sees.

Du merkst, es geht wieder in Richtung Niedernhausen. Unsere kleine Wanderung kommt zu ihrem Ende.

Hat richtig gutgetan in Erinnerungen zu graben und die Natur zu genießen. Ich hoffe, Dir hat es auch ein wenig gefallen.

Vielleicht bis zum nächsten Mal.

Bleib gesund.

Björn

Björn
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