Niedernhausen, Odenwald. Unterwegs zur St. Jost Kapelle – was es damit auf sich hat? Ich erzähle es Dir und zeige Dir Impressionen.

Der Herbst hat schöne Seiten, diese Farben im Laub sind immer wieder ein Gedicht. Wenn das Wetter mitspielt. Diesmal führt mich mein Ausflug im Odenwald zu einem sakralen Ort mitten im Wald.

Hierzu geht es nach Niedernhausen, ins Fischbachtal. Es gibt nämlich noch ein weiteres Niedernhausen in Hessen, welches im Taunus liegt.

Entlang einer alten Bruchsteinmauer führt uns der Weg in Richtung Waldrand.

Gleich neben den Schafen beginnt der Waldrand und dort ist schon ein Hinweisschild zu finden. Wir sind auf dem richtigen Weg. Geradewegs in den Wald hinein.

Vorbei an einer alten Kieskaute, wo sich heute in Nachbarschaft ein Waldkindergarten befindet führt uns der Weg an alten Teichen vorbei. Diese sind nicht mehr sonderlich gepflegt, der Zaun ist an vielen Stellen fehlerhaft oder er fehlt ganz. Fische zeigen sich in der Brühe auch nicht.

Am Wegrand Pilze, welche diese feuchte Umgebung lieben.

Die St. Jost Kapelle.

Dann sind wir da, an einer kleinen Weggabel kommen wir zur St. Jost Kapelle. Hierbei handelt es sich um einen hölzernen Neubau – einem Carport nicht ganz unähnlich. Was keine Kritik sein soll, mir gefällt diese hölzerne Kapelle in der Waldeinsamkeit.

Ganz in der Nähe befindet sich eine Schutzhütte und ein altes Steinkreuz, welches die Stelle der ehemaligen St. Jost Kapelle markieren soll. Die neue Kapelle wurde erst vor einigen Jahren hier errichtet.

Der Altar im Inneren stand einst in der Kirche in Niedernhausen, er stand auch noch dort als ich getauft wurde und später die Konfirmation erlebte. Als ein neuer Altar in die Kirche kam, wurde dieser hierher gebracht.

Historie der St. Jost Kapelle.

Der Ort ist ein Flecken der viele Fragen aufwirft. Längst ist nicht alles hierzu geklärt worden. Nach allgemeiner Ansicht stand hier Eine Kapelle, welche dem heiligen St. Jost (auch bekannt als Sankt Jodokus) gewidmet war. Wo genau sie stand und ob die ausgelegten Steine tatsächlich die genaue Lage darstellen bleibt erst einmal dahingestellt.

Auch über die genaue Erbauungszeit und das tatsächliche Aussehen der Kapelle ist wenig zu finden. Möglicherweise steht sie in Zusammenhang mit der Entstehung des nahen Dorfes “Hausen”, dem heutigen Niedernhausen. Dieser Ort findet seine erste urkundliche Erwähnung im Jahr 1256.

Eine älteste bekannte Überlieferung der Kapelle finden wir in einer Kellereirechnung von dem nahe gelegenen Lichtenberg aus dem Jahr 1436. Hierin werden 5 Schillinge erwähnt, die von der St. Jostewiese anfallen.

Wie lange die Kapelle in Nutzung war ist auch nicht genau zu ermitteln. Zumindest scheint sie 1557 nicht mehr nutzbar gewesen zu sein. Im Kompetenzbuch des Darmstädter Superindendenten Peter Voltzius steht geschrieben:

Item eine Kapelle zu St. Jost bei Lichtenberg im Wald, welche zu der Pfarrei Bieberau gehört, ist aber abgebrochen, sind 30 Malter Korn, 4 Gulden Wiesenzins vom Gefälle und Länderei in Hospital Hofheim geordnet, und was es weiter Gefälle gehabt, in meines gnädigen Fürsten Kellerei zu Lichtenberg kommen, und werden jährlich davon 6 Gulden 10 Albus dem Pfarrherrn zu Bieberau gereicht.

Hier ist also von einer abgebrochenen Kapelle die Rede, sie muss also vorher schon eine Ruine gewesen zu sein.

Angeblich wurden die letzten Reste der Kapelle 1818 abgetragen. Glaubt man den Ausführungen des Justin Wagner in “Die Rüstungen im Großherzogtum Hessen” aus dem Jahr 1862 fand man dabei sehr große Knochen in Höhlungen. Diese sollen sofort zu Staub zerfallen sein. Auch ein Torbogen wird genannt.

Man verbrachte die restlichen Steine dann in den Ort, wo sie in verschiedene Häuser verbaut wurden.

Warum gab es überhaupt die Kapelle hier?

Dies ist noch unklar, möglich ist allerdings das es sich um eine kleine “Wallfahrtskapelle” gehandelt haben könnte. St. Jost war bekannt als Patron der Pilger und in der Nähe verlief ein alter Fernweg über die Hügelkette.

In meiner Schulzeit wurde von einem Einsiedler gesprochen, welcher dort einst gelebt haben soll. Andere Quellen gehen von einer Stehkirche aus, welche hier, für den Ort Hausen, im Wald gelegen haben soll.

Weshalb die Menschen diese kleine Kapelle nicht in ihrem Ort sondern in der Waldeinsamkeit bauten, sei als Frage erlaubt.

Sicherlich wäre es einfacher gewesen in Dorfnähe zu bauen, der Wald war früher gefährlich.

Egal, mittlerweile wurde diese hölzerne Kapelle an dieser Stelle errichtet. Ein interessanter Ort.

Mir hat der kleine Ausflug in die Vergangenheit gefallen, wenn Du in der Nähe bist, dann schau Dir diese Kapelle selbst an.

Sei schön gegrüßt
Björn

Björn
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