Lorsch/Kreis Bergstraße. Unterwegs in und um Kloster Lorsch, früher bekannt unter dem Namen St. Nazarius. Besuch eines Weltkulturerbe der UNESCO.

Kloster Lorsch wollte ich schon lange einmal besuchen, es ist in unserer Region ein bekannter Begriff und immerhin seit 1991 Weltkulturerbe der UNESCO.

Alles habe ich mich aufgemacht diesen Ort zu erkunden und wie immer habe ich Dir von meinem Ausflug viele Informationen und selbstverständlich viele Fotos mitgebracht.

Machen wir uns auf den Weg nach Lorsch.

Lorsch und nicht Lorch.

Zunächst möchte ich darauf hinweisen, es handelt sich um Kloster Lorsch in Lorsch im Kreis Bergstraße und nicht um das Kloster Lorch in Baden-Württemberg. Von dieser ehemaligen Benediktinerabtei ist zwar viel mehr erhalten, aber dafür ist seine Geschichte wesentlich jünger als die, des ehemaligen Kloster Lorsch um das es hier geht.

Damit wäre dies geklärt.

Die Anreise.

Ist nicht zu verfehlen, es ist gut beschildert und es gibt einen großen Zentralparkplatz direkt am Klosterareal. Dort gibt es auch öffentliche Toiletten, was durchaus hilfreich sein kann.

Am Tag meines Besuches war nicht viel los, was nicht an Corona gelegen hat.

In wenigen Schritten hat man die Mauer umrundet und gelangt zu einem der Eingänge in das ehemalige Klostergelände. Eintritt ist frei, es ist allerdings auch nicht viel erhalten geblieben von dem ehemaligen Kloster St. Nazarius.

Das Kloster Lorsch.

Nach nur wenige Minuten Fußläufigkeit stehe ich vor der Königshalle, dem Wahrzeichen und wichtigsten Bauwerk des Weltkulturerbes.

Zunächst etwas Historie, damit Du verstehst, weshalb dieser Ort eine derartige Bedeutung erlangt hat.

Das Kloster wird bereits im Nibelungenlied besungen, demnach stiftete Ute, nach dem Tod ihres Gatten, des Königs der Burgunder Dankrat, das Kloster in Lorsch.

In dem Lorscher Codex steht geschrieben, es sei als Eigenkloster des Robertiners Cancor und seiner Mutter Williswinth an der Weschnitz gegründet worden. Hiervon ist heute nichts mehr zu sehen, der Standort der hölzernen Klosterbauten lag wohl unweit des späteren Klosterareals – heute wird es als Kloster Altenmünster bezeichnet. Mehr als ein markiertes Viereck ist allerdings nicht erkennbar. Die erwähnte Klostergründung muss in der Zeit um 764 stattgefunden haben.

Schon in dieser Zeit hielten sich hier Mönche auf, die benediktinischen Regeln wurden eingeführt und am 11. Juli 765 traf eine, von Pabst Paul I. übergebene, Reliquie ein. Es handelte sich um die Gebeine des heiligen Nazarius.

Es handelte sich hierbei um eines der ersten Pabstgeschenke im Reich der Franken an ein Kloster überhaupt.

Hierzu liest sich im Lorscher Codex:

Zur feierlichen Wallfahrt der Übertragung strömte die Bevölkerung des ganzen Landgebietes bis zum Wasgenwald (d.i. der Pfälzerwald) haufenweise herbei, viel Volk beiderlei Geschlechtes, ‚Jünglinge und Jungfrauen, die Alten mit den Jungen‘ (Psalm 148, 12). Die weitbekannten Grafen Cancor (vom Oberrheingau) und Warin (vom Ladengau) und andere vornehme und achtbare Männer der Gegend hoben den durch Gottes Fügung ihrer Heimat bestimmten Schatz des heiligen Körpers auf ihre eigenen Schultern und verbrachten ihn, begleitet von den Hymnen und geistlichen Gesängen einer ungeheuren Volksmenge (am 11. Juli 765), an den vom Himmel vorgesehenen Ort.

Das Klosterleben Blüte.

Immer mehr Pilger zogen nach Lorsch und so wurde bereits um 765 ein neuer Kirchenbau auf einer Anhöhe errichtet. Ein Jahr später lebten bereits 16 Mönche dort.

Um Besitzansprüche von adligen Grundherren abzuwehren, wurde das Kloster durch einen Spruch des Hofgerichtes unter den Schutz von Karl dem Großen gestellt.

Zur Weihe der neuen Klosterkirche 774 reiste Karl der Große mit verschiedenen Bischöfen nach Lorsch, was den Rang des Klosters unterstreicht.

Es entstand ein weithin bekanntes Skriptorium, eine Art Schreiberei für Bücher und die Klosterbibliothek von Lorsch wurde zu ihrer Zeit eine Institution von Welt.

Zur Zeit des Todes Karls dem Großen unterzeichnete Abt Adalung dessen Testament und war fortan ein wichtiger Berater für dessen Nachfolger Kaiser Ludwig dem Frommen.

Das Kloster gelangte geschickt durch die Zeiten, um 876 wurden in der Klosterkirche die Gebeine der Karolinger bestattet. Unter anderem Ludwig der Deutsche soll hier seine letzte Ruhe gefunden haben.

Immer wieder dehnten Schenkungen die Macht des Klosters aus, im Oktober 1052 besuchte der damalige Pabst Leo IX das Kloster und weihte seine Kirche. Auf dem Reichstag von Trebur im Jahr 1066, besuchte Abt Udalrich mit 1200 durch ihn belehnten Gefolgsschaften den Reichstag.

Danach folgte langsam der Niedergang.

In den Jahren der Reformen im Kirchenwesen, wurden die Benediktiner die Abtei verlassen und wurden durch die Zisterzienser ersetzt, welche gleichfalls 1248 durch die Prämonstratenser ersetzt wurden.

Im Jahr 1461 gelangte das Kloster mit seinen Besitzungen an die Kurpfalz und durch die Reformation wurde das Kloster 1564 aufgehoben.

Im Dreißigjährigen Krieg brannten die Spanier das ehemalige Kloster nieder und danach wurde es jahrelang als Steinbruch verwendet.

Verschont blieb nur die Torhalle. Diese, auch als „Königshalle“ bekannte Halle ist eines der ältesten vollständig erhaltenen Steinbauten Deutschlands der nachrömischen Zeit.


Von der Geschichte in die Gegenwart.

Im Jahr 1991 werden die Reste des Kloster Lorsch Weltkulturerbe der UNESCO. In den letzten Jahren wurde viel getan um den Besuchern einen verbesserten Eindruck von dieser bedeutenden Anlage zu vermitteln.

Als ich vor einigen Jahren erstmalig hier war, sah noch alles etwas einfacher aus. Quasi ein Stück Geschichte im Dornröschenschlaf.

Es hat sich vieles geändert.


Am meisten beeindruckte die Torhalle, auch Königshalle genannt. Sie ist wohl auch das Symbol für Das Kloster Lorsch in der Gegenwart.

Rund herum finden sich weitere sehenswerte Teile, wie zum Beispiel das Kirchenfragment aus dem frühen 11. Jahrhundert.

Ganz in der Nähe gibt es zudem ein sehenswertes Museum. 
Neben einer Ausstellung zum örtlichen Tabakanbau, befindet sich dort auch eine interessante Ausstellung zum Kloster.



Insgesamt hat mir der Ausflug nach Lorsch, wenn es auch noch etwas frisch war, gut gefallen.

Wenn Du ein vollständiges Kloster erwartest, dann erwartest Du allerdings zu viel. Denn vom Kloster Lorsch ist durch die Wirren der Jahrhunderte nicht mehr viel übrig geblieben.

Ein Besuch lohnt sich dennoch. Auch Lorsch ist einen Besuch wert mit seinem schönen Rathaus. Davon habe ich hier bereits berichtet. 


Und nächstes Mal nehme ich Dich mit zum Freilichtlabor Lauresham. Wir werden einen Blick über den Zaun werfen.

Also, bleib interessiert
und gesund

Björn

 

 

 

BeschreibungNaturschutzgebiet
KoordinatenGoogle Maps
EintrittNein
ParkplatzJa
GastronomieJa, im Ort
 KommentarSehenswerte Natur und viele Wasservögel
LinkNaturschutzgebiet Kühkopf-Knoblochsaue (Offizielle Seite)
Kühkopf (Wikipedia)
Kühkopf Seite
Björn
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4 Kommentare
  1. Traudi sagte:

    So, lieber Björn, jetzt sind wir also im Kloster Lorsch angekommen. Da war ich schon gespannt darauf. Du weißt ja, ich bin Kloster-, Schlösser- und Burgen-Fan. Wunderschön die Fotos und interessant zu lesen, was du dazu schreibst.
    Bei mir in der Nähe gibt es das Kloster Lorch, das oft mit Lorsch vewechselt wird. Dieses stammt aus der Stauferzeit: https://www.schlossspross.de/schl%C3%B6sser-burgen-kl%C3%B6ster/lorch-kloster/

    Habe einen schönen 1. Mai.
    Liebe Grüße
    Traudi

    Antworten
    • Björn sagte:

      Hallo Traudi,

      auch ich war mir früher nicht immer sicher wie man das Lorsch bei uns richtig schreibt *lach* aber mittlerweile kenne ich den Unterschied. Wenn auch bei dem Kloster Lorch bei Dir in der Nähe noch deutlich mehr zu sehen ist.

      Muss ich mir unbedingt bei Dir anschauen, gehört habe ich bereits davon.

      Schöne Grüße
      Björn

      Antworten

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  1. […] Es spielte eine bedeutende Rolle bei der Erschließung des heutigen Odenwalds. Ähnlich wie das bekannte Kloster Lorsch – welches ich auch schon besucht habe. Meinen Artikel findest Du hier. […]

  2. […] Das Kloster Lorsch haben wir uns bereits angesehen, meinen Artikel dazu findest Du hier. […]

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