In Hessen gibt es ja nicht viele große Seen – hier im Odenwald eigentlich gar keine, zumindest keine natürlichen.
Das Meer der Hessen ist der Edersee und genau dahin führt uns der Weg. Zur Edertalsperre, um genau zu sein.
Um zum Edersee zu gelangen, führt der Weg etwa südwestlich von Kassel in den Norden von Hessen. Dort wurde durch die Edertalsperre bei Hemfurth ein großer See aufgestaut – der Edersee halt.
Genau dort wollen wir hin.
Los geht es.
Hier vom Odenwald führt der Weg über mehrere Stunden in Richtung Norden, teils durch landschaftlich ansprechende Gegenden. Viele imposante Fachwerkhäuser säumen den Weg.
Dann ist das Ziel erreicht, die Edertalsperre.
Mit einer Höhe von 48 Metern ist die Sperre nicht sehr hoch, im Vergleich zur Staumauer vom Zillergrund mit über 180 Metern sogar eher klein, dennoch sehr imposant.
Allein schon wegen ihres Alters.
Weshalb wurde hier überhaupt eine Talsperre errichtet?
Dies geht zurück auf ein Wasserstraßengesetz aus dem Jahr 1901, liegt also schon eine Weile zurück. Damals wurde u.a. der Neubau von Talsperren im Quellgebiet der Weser beschlossen. Diese Bauwerke sollten den Betrieb verschiedener Kanäle für die Schifffahrt sichern.
Hast Du gesehen? Ich habe es tatsächlich mit drei „f“ geschrieben ;)
Im August 1911 war sogar Kaiser Wilhelm II. hier, der auch die fertige Talsperre einweihen sollte. Dies kam jedoch nicht mehr zustande, der Erste Weltkrieg machte einen Strich durch die Rechnung.
Die Fertigstellung der Edertalsperre hat es nicht verhindert.
Gut so.
Bauzeit der Talsperre war zwischen 1908 und 1911 nach Plänen von Otto Intze. Stolze 25 Millionen Mark kostete das Bauwerk damals – eine ganz schöne Stange Geld.
Ist schon imposant über diese historische Staumauer zu laufen, ein richtiges Stück Geschichte und noch dazu mit imposanten Ausblicken.
Das Wetter hat aber auch gut mitgespielt, es war strahlend blauer Himmel und sein blau strahlte mit dem Wasser des Edersees um die Wette.
Einfach nur toll.
Ganz so toll verliefen die Jahrzehnte für die Edertalsperre natürlich nicht immer.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Talsperre am 17. Mai 1943 im Zuge des Unternehmens „Chastise“ (Züchtigung) der britischen No 617 Squadron stark beschädigt.
Mit speziell konstruierten Rotationsbomben wurde die Staumauer angegriffen. Diese Bomben hüpfen wie Steine über die Wasseroberfläche und detonierten an der Mauer.
Schreckliche Zeiten.
Durch diesen Angriff wurde eine halbkreisförmige Öffnung von etwa 22 Meter Höhe und 70 Meter Breite in die Mauerkrone gerissen. Durch dieses Loch traten 160 Millionen Kubikmeter Wasser aus die als bis zu 8 Meter hohe Flutwelle durch das untere Edertal strömte.
Bis zu 68 Todesopfer forderte dieser Tag, die Wasser fluteten noch 35 Kilometer entfernt in Ortschaften.
Auf meinen Fotos siehst Du auf der Mauer noch helle Stellen, dort war das erwähnte Loch – es ist also noch heute erkennbar, wo die Mauer später wieder repariert wurde.
Heute geht es hier glücklicherweise friedlicher zu.
Ungehindert kannst Du über die Mauer laufen und den Tag genießen, so wie die vielen Schwäne unterhalb, die ruhig und schlafend im Wasser treiben.
Noch ein paar Daten gefällig?
Die Edertalsperre ist eine Schwergewichtmauer mit 400 Meter Kronenlänge. Die Breite beträgt am Fuß bis zu 36 Meter und auf der Krone gut 6 Meter. Es wurden 300.000 Kubikmeter Bruchsteinmauerwerk verarbeitet.
Wenn Du mehr über den See und seine Ausdehnung wissen möchtest, dazu noch ein paar schöne Fotos von der Seeseite sehen willst, dann sei gespannt auf meinen Artikel „Schifffahrt auf dem Edersee“.
Es grüßt Dich
Ilse
- Freudenberg am Main - November 15, 2021
- Burg Freudenberg. - November 7, 2021
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