Alte Fundstücke: A. Reiss Kaffeemaschine. Ich bin auf der Suche nach den vergessenen Leuchtfeuern eines untergegangen Alltags. Alltagserinnerungen.

Es geht langsam auf Weihnachten zu und wenn es vor der Tür kühler wird und die Bäume ihr Laub verlieren, ist es Zeit für eine weitere Kaffeemaschine auf meinem Blog.

Genau.

Mein heutiges Fundstück ist wieder eine Kaffeemaschine aus alten Tagen. Viel älter als ich es bin.

Zugegeben, besonders spektakulär kommt sie nicht daher.  

Schon die Optik deutet auf ein Wiener Modell her, ein Ständer mit hölzerner Plattform und am Gestänge aufgehängt eine kippbare Kanne mit Tülle. 

Es ist also ein Kaffeemaschine die nach dem Dampfdruck-Prinzip funktioniert. Wenn Du meinem Blog schon länger folgst, dann kennst Du diese Modelle bereits.

Auf der Maschine ist eine Inschrift eingelassen:

August Reiss, Wien
K.K. priv. Hof-Spengler

Dies verrät uns den Hersteller. 

August Reiss, KuK privilegierter Hof-Spengler.

Viel konnte ich nach all den Jahren nicht über August Reiss in Erfahrung bringen. Allerdings habe ich im Buch

“Verzeichnis der im Jahre 1845 in Wien öffentlich ausgestellten Gewerbe-Erzeugnisse der österreichischen Monarchie….” 

einen Eintrag zu ihm gefunden.

August Reiss
bürg. Spengler in Wien
Laimgrube Nr. 77

“Regenbade-Apparate, Sturz-Kaffeemaschinen, Handspritzen von Zinkblech, eine Kaffeemaschine von Plaqué, ein Vogelhaus”

Scheinbar war er zu jener Zeit noch nicht privilegierter Spengler. 

Auch hierzu habe ich ein wenig Recherche betrieben.

In der Liste der KuK Hoflieferanten aus dem Jahr 1856 ist er aufgeführt, auch im Jahr 1868. 1899 wird er nicht mehr genannt.

Da der Österreich-Ungarische Ausgleich im Jahr 1867 stattfand, muss die Maschine hiernach hergestellt worden sein.

Ich würde das heutige Fundstück also in die Zeit um 1870/80 einordnen. Ganz schön alt.

KuK Hoflieferanten und K.K. privilegierte.

Solche Bezeichnungen begegnen mir öfter auf meinen Sammlungsstücken. Was verbirgt sich eigentlich dahinter?

Den Titel als “KuK Hoflieferant” (also Kaiserlich-Königlicher Hoflieferant) erhielt ein Unternehmen nur, wenn es in seiner Branche von der Qualität seiner Waren führend war.

Somit war dieser Titel eine Auszeichnung und Gütesiegel für die angebotenen Waren und dies von höchster Stelle.

Hatte ein Lieferant mehrere Jahre ein geschäftliches Verhältnis zum Hof, kam er für ein Privileg in Erwägung.

Diese Privilegierung wurde auf Vorschlag vom kaiserlichen Hofamt durch den Kaiser verliehen. Es war nicht erblich.

Etwas anders verhält es sich mit der Bezeichnung “K.K. privilegiert“.

Dahinter verbirgt sich “kaiserlisch königlich privilegiert”, diese Gewerbetreibenden waren gleichfalls wegen ihrer Bedeutung für die Entwicklung des Gewerbes privilegiert den kaiserlichen Adler und den Schriftzug “k.k. privilegiert” zu führen.

August Reiss scheint beide Titel geführt zu haben, eventuell hat dies damit zu tun, dass es auch A. Reiss Nachf. (sprich Nachfolger) gab. Dies allerdings erst später. Auch zu jener Epoche habe ich eine ganz ähnliche Kaffeemaschine die den Titel “Non plus ultra” trägt.

Eventuell zeige ich diese irgendwann auch noch.

Und wie funktioniert die Kaffeemaschine?

Nur am Rande, ich nenne alle Kaffeebereiter “Kaffeemaschine”, also nicht zu genau nehmen.

Im Inneren gibt es ein Steigrohr, durch dieses wird Wasser eingefüllt. Dann schraubt man den Filter auf und presst das Kaffeepulver an. 

Deckel drauf und Spiritusbrenner anschalten.

Noch einigen Minuten dampft das heiße Wasser durch das Kaffeepulver und spritzt in die obere Kammer.

Ist der Vorgang abgeschlossen, kann die Kanne gekippt werden und der Kaffeegenuss kann starten.

Zum Wohl.

Ein schönes Stück Zeitgeschichte.

Damit verabschiede ich mich für heute, bis zum nächsten Mal.

Bleib gesund und interessiert.

Björn

Björn
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2 Kommentare
  1. Isabella sagte:

    Lieber Björn,

    immer wieder schaue ich gerne bei Dir vorbei – und frue mich gerade über Deine alten Kaffeemaschinen besonders. Diese gefällt mir sehr, ich mag die einfachen Stücke. Interessant auch Deine Erklärungen zu den k.u.k.-Bezeichnungen.
    Ich wünsche Dir eine schöne Adventszeit und sende liebe Grüße aus dem Norden in den Odenwald (der mir manchmal fehlt),

    Isabella

    Antworten
    • Björn sagte:

      Hallo Isabella,

      ich freue mich immer wieder von Dir zu lesen.
      Von dieser Reiss Kaffeemaschine habe ich auch noch einen Nachfolger und eine edlere Version.
      Zeige ich sicher irgendwann auch noch.

      Dir und Deiner Familie (inklusive Vierbeiner) wünsche ich gerne
      gleichfalls eine schöne Adventszeit aus dem Odenwald
      Björn

      Antworten

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