Alte Fundstücke: Parallelsiphon Kaffeemaschine. Wir tauchen ein in die häusliche Kaffeezubereitung gegen Ende des 19. Jahrhundert. Kaffeemaschinen im Wandel.

Ich freue mich immer wieder, wenn ich eine alte Kaffeemaschine – der Einfachheit halber verwende ich diesen Begriff – in den Händen halten kann.

Schon vor einigen Jahren habe ich begonnen, zu meiner Sammlung alter Gebrauchsobjekte, Kaffeemaschinen zu sammeln. Die meisten Mitmenschen konnten mit dieser Begrifflichkeit nichts anfangen und eine alte Kaffeemaschine war für viele eine orangene Kunststoffmaschine aus den 1970er Jahren.

Nun, weit gefehlt. Meine erste Kaffeemaschine in meiner Sammlung war eine Eicke, allerdings fehlte der kleine Brenner und auch die originale Kanne. Mittlerweile ist sie vollständig, langem Suchen sei Dank.

Aber jetzt zu meinem heutigen Fundstück, einem Parallelsiphon Kaffeebereiter.

Die Vorgeschichte.

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts verbreiteten sich Kaffeebereiter, welche aus zwei übereinanderliegenden Glasballons bestanden. Hierbei wurde der Kaffee durch einen Vakuumeffekt hergestellt. Ich habe eine ähnlich funktionierende Sintrax Kaffeemaschine bereits in meinem Blog vorgestellt

https://alltagserinnerungen.de/wagenfeld-sintrax-kaffeemaschine

Um 1842 finden wir ein Patent von einem Monsieur Bastien aus Paris. Dieser stellte die beiden Glasballons anstatt aufeinander, nebeneinander. Die Funktionsweise war ähnlich. Im Vergleich zu den späteren Parallelsiphons fehlte jedoch eine Vorrichtung, welche durch Kippen das Feuer auf der kleinen Hitzequelle automatisch löschte.

Als Nachfolgeentwicklung kann man Kaffeebereiter betrachten, wie ich einen heute im „Gepäck“ habe.

Parallelsiphon Kaffeebereiter.

Wer genau die zündende Idee zu dieser Entwicklungsstufe in der Kaffeemaschinenhistorie hatte, ist mir nicht bekannt.

In Wien ist der Name mit dem KuK Hof-Spängler August Reiss verbunden. Er brachte wohl zur Mitte des 19. Jahrhunderts eine solche Konstruktion auf den Markt. Gleichzeitig gab es ähnliche Entwicklungen in England und in Frankreich. Wer nun von wem abgeschaut hat, ich kann es Dir nicht sagen.

Während man sie in Mitteleuropa öfters als „Wiener Siphon“ bezeichnete, heißen sie in Frankreich „Gabet“. Nach Louis Gabet, dieser patentierte einen Kippmechanismus.

Von der grundsätzlichen Ausstattung und Konstruktion waren alle ähnlich. Auch in der Formensprache scheint es nicht viel Unterschiede gegeben zu haben.

Die Parallelsiphons blieben bis in das „Second Empire“ beliebt und bis in die 1870er Jahre auf dem Markt. Später wurden sie durch einfachere Gerätschaften wie den „unvergleichlichen Wiener“ Kaffeemaschinen verdrängt. Auch hiervon habe ich Dir schon ein paar gezeigt.

https://alltagserinnerungen.de/denk-kaffeemaschine

Die Funktionsweise.

Im Porzellanteil füllt man zunächst das Wasser ein, in den Glasteil wiederum das Kaffeepulver. Jetzt kann das Feuer im kleinen Brenner entzündet werden. Den Deckel des Brenners lehnt man an das bunte Wasserbehältnis.

Mit der Zeit dampft das Wasser durch die Erhitzung über das verbindende Röhrchen in das Glasteil hinüber. Dort vermischt es sich mit dem Kaffeepulver und es entsteht der fertige Kaffee.

Nach einer gewissen Zeit wird der Behälter über der Wärmequelle so leicht, dass er etwas kippt, dadurch findet der Deckel des Brenners keinen Halt mehr und klappt zu – die Flamme erlischt.

Die Luft kühlt nun ab, es entsteht ein partielles Vakuum, welches das Kaffeegemisch wieder in den bemalten Behälter zurückzieht, der Kaffee ist fertig.

Über den Hahn kann er ausgeschenkt werden.

Das Fundstück.

Hat eine besonders schöne Ausführung und ist noch vollkommen intakt. Es wurde scheinbar eine kleine Schraube ersetzt, ansonsten alles original.

Leider gibt es keinerlei Hinweis auf den Hersteller, ich würde jedoch auf die Firma Reiss tippen, da ich das Objekt aus dem süddeutschen Raum erworben habe. Wenn Du hierzu mehr Informationen hast, schreib mir gerne in die Kommentare.

Ich habe zwar schon ab und an ähnliche Modelle gesehen, jedoch bisher nur diese mit einer solchen Verzierung, welche mich an Sèvres Porzellan erinnert. Was jedoch nichts damit zu tun hat.

Es gibt moderne Varianten dieser Parallelsiphon Kaffeebereiter noch heute zu kaufen, einer der bekanntesten Vertreter ist sicherlich die Schweizer Odette. Welche ich Dir vielleicht ein anderes Mal vorstellen werde.

Bis dahin, bleib interessiert
Björn

Björn
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3 Kommentare
    • Björn sagte:

      Hallo Traudi,

      vielen Dank – ich bin schon auf der Suche nach weiteren Fundstücken und wenn das Wetter sich wieder bessert, dann werde ich auch wieder zu alten Burgen aufbrechen ;)

      Schöne Grüße
      Björn

      Antworten

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